VON OLIVER GRISS

Nur noch mal zur Einordnung der Fakten: Ergebnistechnisch ist bei 1860 alles im grünen Bereich. 1:0 gegen Würzburg, 0:0 in Wiesbaden und 1:1 gegen Türkgücü - fünf Punkte aus diesem Hammerstart sind sehr, sehr ordentlich für die “Unverwüstlichen” (Michael Köllner). Viele Skeptiker hätten diese Punktzahl angesichts der Klasse der Gegner vermutlich nicht erwartet. Also alles in Butter?

Naja, die Leichtigkeit, die die Löwen in der vergangenen Saison noch ausgezeichnet hat, ist leider
verflogen. Woran liegt’s? Da gehen die Meinungen auseinander. Die einen sprechen davon, dass das veränderte System (von 4-1-4-1 auf 4-2-2-2) nicht auf die vorhandenen Spieler zugeschnitten ist, die anderen sehen aufgrund der aktuellen Ausfallliste (Wein, Belkahia und Willsch fehlen seit Wochen) in der dünnen Bank ein enormes Handicap - die Wahrheit liegt möglicherweise irgendwo dazwischen.

Sind Sie mit dem Saisonstart der Löwen zufrieden?

Umfrage endete am 31.08.2021 11:00 Uhr
Ja, mit der Punktzahl auf jeden Fall - nicht aber mit der Spielweise!
53% (1515)
Ich weiß nicht so recht: Ich warte noch ab mit einer ersten Analyse.
21% (606)
Nein! Da passt noch nicht viel zusammen!
20% (554)
Ja, und zwar vollumfänglich!
6% (162)

Teilnehmer: 2837

Und dann ist da natürlich noch die selbst geschaffene Erwartungshaltung: Nach Platz 4 in der Vorsaison, in der die Mannschaft teilweise über sich selbst hinaus gewachsen ist, ist 1860 in dieser Saison der große Favorit. Die Mehrheit der Drittliga-Trainer sieht das so. Auch die Buchmacher unterstreichen dies mit ihren Quoten. Mit dem Favoritenstempel müssen Mölders & Co. jetzt leben. Doch kann 1860 auch sportlich mitziehen?

Die Löwen müssen wieder übers Limit gehen, um ihr Saisonziel zu erreichen - und dazu gehört auch, dass sie lernen müssen, dass die Favoritenrolle keine Last ist. Die Überzeugung, die Souveränität muss zurück. Der Löwe wieder im grossen Fussball? Das ist wunderbar! Was den Blauen Mut machen sollte: Von den letzten 15 Punktspielen hat 1860 nur eines verloren.

Nach dem Lizenzentzug 1982 und dem Sturz in die drittklassige Bayernliga ist der Traditionsverein in den 80er Jahren Saison für Saison an der großen Erwartungshaltung gescheitert: Erst der 13. Trainer führte den TSV 1860 nach neun langen Jahren im Amateurfußball schließlich zurück in die Zweite Liga - Karsten Wettberg. Saisonübergreifend blieb der König von Giesing 54 Spiele in Folge unbesiegt.

Michael Köllner hat die Qualität, es Wettberg nachzumachen - und anders als Wettberg seinerzeit, hat der Oberpfälzer alle im Verein hinter sich. Worauf also warten, Sechzig?