VON OLIVER GRISS

Natürlich, für jeden Löwen-Fan ist der TSV 1860 “der geilste Club der Welt”. Sowieso! Eh klar! Freilich! Logo! Die blaue Brille ist die tollste.

Der Kult um diesen großen deutschen Traditionsverein ist unvergänglich.

Fanhype, Tradition, Folklore, die Wampe von Giesing und mit Michael Köllner ein strebsamer und teilweise humoristischer Trainer, der nicht nur stets für gute Unterhaltung, sondern auch für eine gewisse Entwicklung sorgt. Es gab wahrlich schon unlustigere Zeiten an der Grünwalder Straße 114. Doch in dieser Saison muss geliefert werden, der Aufstieg in die Zweite Liga gelingen.

Schon allein aufgrund der Tatsache, dass inzwischen schon wieder vier Jahre vergangen sind, seit der TSV 1860 letztmals im Unterhaus gespielt hat. Und die bayerischen Mitstreiter haben diese Phase für sich genutzt, um sich selbst zu entwickeln und von den Löwen weiter zu entfernen. Der Ist-Zustand: Im Freistaat liegt 1860 aktuell hinter dem FC Bayern, Augsburg, Fürth, Regensburg, Nürnberg und Ingolstadt auf Platz 7. Die Löwen standen vor nicht allzu langer Zeit schon einmal weiter hinten im Bayern-Ranking.

Klar, in München ist 1860 zumindest in den einschlägigen Wirtshäusern noch immer Stadtgespräch. Doch die Erinnerungen an die große Zeit werden immer verschwommener. Wenn man sich beim Färber Rudi in der Kult-Wirtschaft “Sedlmayr” unters Stammgast-Publikum mischt, dann ist immer wieder zu hören: “Mei, woast no?” Scho klar: Der Radi, der Grosser Peter und der Heiß Fredi. Und: “Mei, war des schee, als der kloane Riedl den großen Kahn im Derby verzaubert hat.” Auch schon wieder 22 Jahre her. Irre. Die Löwen-Wimpel an der Wand, die an große Zeiten erinnern, sind vergilbt. Ob wir die großen Derbys um Punkte noch einmal erleben werden, steht in den Sternen. Der Derby-Entzug ist nur schwer zu verkraften, zumindest für die, die dieses wahnsinnige Spektakel in der Stadt München schon einmal erlebt haben. Das große Derby - das ist ein Rausch ohne Droge.

Es liegt an den Ist-Löwen, diesen Zustand wieder herzustellen. Im XXX-small-Stadt-Derby gegen das leicht aufmüpfige Türkgücü (“Wir können zur sportlichen Gefahr für 1860 werden”) könnte auf dem Weg zurück in den großen Fußball ein kleines Kapitel geschrieben werden.

Ist das nicht ein kleiner Anreiz?