VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Seit 32 Jahren schreibe ich über die Löwen…

Aber diese beeindruckende Auslandsreise mit dem TSV 1860 werde ich nie vergessen. Leeds, England - Mutterland des Fußballs. Die Löwen charterten schon drei Tage vorher eine Privatmaschine, um auf die Insel zu kommen. Ich berichtete damals für die Münchner Abendzeitung von diesem Löwen-Spektakel. Mit dem Motzenwirt Hans Leitner hatten die Sechzger sogar ihren eigenen Koch dabei. Sponsoren sowieso. Presse? Eh klar! Heute? Alles undenkbar!

Dass es sich um ein ganz besonderes Ereignis handelte, spürte man schon Tage vorher: Präsident Karl-Heinz Wildmoser und Werner Lorant waren ohne Ende angespannt, aber eigentlich der ganze Verein, denn: Es ging um so viel Kohle. Ums Renommee. Ums Prestige. Man wollte den vierten Platz aus der vorangegangenen Bundesliga-Saison (inklusive zwei Derby-Siegen gegen Bayern) vergolden - und natürlich endlich aus dem Schatten des Erzrivalen heraustreten.

Doch es kam wieder einmal anders. Die Löwen wurden vor 33.500 Fans an der Elland Road in Leeds total verschaukelt. Erst der unberechtigte Elfmeter nach einem vermeintlichen Cerny-Foul außerhalb des Strafraums zum 0:2, dann die rote Karte für Ned Zelic. Mit der Technik von heute wäre 1860 vermutlich nie als Verlierer vom Platz getrottet.

Sei’s drum: 1860 lag nach 72 Minuten mit 0:2 hinten, ehe Paul Agostino mit einem fulminanten Kopfball in der Schlußphase das 1:2 erzielte. Trotzdem war hinterher die Stimmung eiskalt. Wir Reporter fuhren nach dem Schlußpfiff im Aufzug mit den beiden Trainern Werner Lorant (erstmals im Anzug) und David O’Leary im Aufzug hoch zur Pressekonferenz. Beide redeten kein Wort miteinander. Bei der Pressekonferenz verweigerte Lorant seinem Gegenüber auch den Handschlag. Die Enttäuschung über die Pleite übertrug sich auch auf zwei langjährige 1860-Reporter: Claudius Mayer (TZ) und Thomas Nuggis (BILD) stritten sich auf dem Parkplatz des Mannschaftshotel so heftig, dass sie ab diesem Zeitpunkt nie wieder miteinander sprachen. Bis heute.

Was auch irgendwie verwunderlich war: Nur 1300 Fans begleiteten den TSV nach Leeds. Heute wäre die Unterstützung möglicherweise dreimal so hoch.

Kurzum: Leeds war einerseits der sportliche Höhepunkt, aber andererseits auch der traurige Wendepunkt.

Diese Löwen-Mannschaft stand am 9. August 2000 in Leeds auf dem Platz: Hofmann, Stranzl (84. Winkler), Kurz, Zelic, Votava, Cerny, Häßler, Mykland, Bierofka (46. Paßlack), Max, Agostino.