VON OLIVER GRISS

Die 1860-Wirtin hatte ein Abkommen mit Ex-Präsident Wildmoser: "Er hat mir versprochen, dass ich bis zu meinem Tod Wirtin bleiben darf" - Ex-Trainer Götz schickte Tempo-Taschentücher

Mit Christl Estermann (69) geht eine der letzten großen Marken beim Giesinger Traditionsklub (dieblaue24 berichtete exklusiv) - und die Kult-Wirtin des TSV 1860 weiß schon jetzt: "Es wird bei meinem Abschied viele, viele Tränen geben." Zuletzt hatte sie immer wieder geklagt, dass die besten Jahre ihres Lokals längst vorbei seien und dabei immer öfter mit Rücktritt gedroht - jetzt hat Estermann ernst gemacht. Dabei war Estermann über fast zwei Jahrzehnte für viele Fans Rückzugspunkt, Wohlfühloase und das weiß-blaue Wohnzimmer. Jetzt ist Schluss. Zum 31. Dezember geht Estermann in die Rente…

Estermann ist ein Stück 1860 - und bekannter als mancher Löwen-Profi: Regelmäßig wird sie von 1860-Fanclubs als Ehrengast gebucht, der Boulevard benutzt sie oft als "Expertin" - und auch heute kehren Ex-Löwen wie Manni Schwabl oder Jens Jeremies noch gerne im Löwenstüberl ein. Und auch der Stammtisch, an dem die "Kompetenz-Löwen" jeden Montag tagen, wird wie viele Fans traurig über Estermanns Abschied sein. Die Christl war beliebte Gesprächspartnerin für den Rentnertisch.

Bei einem Thema fanden sie allerdings nie zusammen: Karl-Heinz Wildmoser. Und da kam’s schon mal vor, dass die Herren die Portraits des Ex-Präsidenten aus den Räumlichkeiten verbannten. Estermann schreckte das nicht ab, sie hängte die Wildmoser-Bilder immer wieder auf. "Wildmoser ist der beste Präsident, den 1860 je hatte", sagt sie zu jedem Gast, der es im Biergarten hören will. Freilich, beim inzwischen verstorbenen ehemaligen Vereinsoberhaupt hatte Estermann einen Stein im Brett.  Gegenüber dieblaue24 verriet Estermann jetzt: "Er hat mir versprochen, dass ich bis zu meinem Tod Wirtin bleiben darf…"

Daraus wird jetzt nix: Estermann hört nach 18 Jahren Grünwalder Straße freiwillig auf. Die rüstige Dame hat viel zu erzählen über 1860. Eine Geschichte geht ihr auch heute nicht aus dem Kopf: Als sie den geschassten Ex-Trainer Falko Götz aufforderte, seine 30-Euro-Zeche zu bezahlen, überwies er die Rückstände und schickte per Post eine Packung Tempo-Taschentücher ins Löwenstüberl - zum Trocknen der Abstiegstränen. "Er war zwar einer unserer schönsten Trainer, so Estermann, "aber leider auch ein großer Blender. Er war derjenige, der verantwortlich ist, dass 1860 abgestiegen ist."