VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der neue Höhenflug des TSV 1860 ist ganz eng mit seinem Namen verbunden: Marco Hiller. Der 24-Jährige ist in dieser Runde einer der Schlüsselspieler bei den Löwen. In dieser Saison blieb er bereits 13mal ohne Gegentor (in der Vorsaison waren es nach 38 Spielen nur ganze vier) - ein Spitzenwert. “Fürs Ego eines Torhüters ist das wichtig, aber nicht entscheidend”, sagt Hiller: “Das ist auch eine Bestätigung, dass ich mich weiter entwickelt habe.” Das db24-Interview auf zwei Seiten - bitte blättern:

db24: Herr Hiller, klären Sie uns auf: Was ist das Besondere an der aktuellen Löwen-Mannschaft?

MARCO HILLER (24): Wir haben im Vergleich zur letzten Saison eine extrem junge und gierige Mannschaft. Auch wenn uns nach dem 0:1 in Duisburg alle abgeschrieben haben: Wir wussten immer, was wir können. Wir haben uns da auch nicht reinreden lassen. Das ist der Unterschied: Wir lassen uns von außen nicht beeinflussen. Wir gehen unseren eigenen Weg. Wir ziehen alle an einem Strang. Wir sind nicht nur auf dem Papier eine Mannschaft, sondern leben das auch voll aus. Das macht uns stark. Jeder leistet seinen Beitrag. Nicht nur Sascha Mölders als erfahrenster Spieler und Stephan Salger, sondern alle. Ob alt oder jung.

db24: Nennen Sie uns ein Beispiel!

Gerne. Nehmen wir Semi Belkahia. Er kam in der Vorrunde nicht zum Zug - und präsentiert sich seit einigen Wochen so, als hätte er schon 100 Ligaspiele absolviert. Oder auch Niki Lang und Lorenz Knöferl. Wenn die reinkommen, hast du nicht das Gefühl, dass wir uns jetzt verschlechtern. Sie halten trotz ihres jungen Alters das Niveau der Mannschaft. Das ist ein Supergefühl und großes Plus.

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db24: Im db24-Notenranking liegen Sie mit der Durchschnittsnote von 2,59 auf Platz 1. Wie sehen Sie Ihre Rolle bei 1860? Man nimmt Sie abseits der Leistung inzwischen auch als Anpeitscher von hinten heraus wahr…

Mein Anspruch ist es schon, dass ich in der nächsten Zeit zum Führungsspieler reife - das habe ich mir fest vorgenommen. Ich bin jetzt nicht der Typ Torwart, der 90 Minuten ein Mikrofon ist, auch von der Lautstärke. Aber ich glaube schon, dass ich mich in diesem Punkt verbessert habe. Mit den Geisterspielen hört man das ohne die Zuschauer natürlich auch mehr. Ich will aber daran weiter arbeiten, weil ich glaube, dass das auch den Vorderleuten gut tut, wenn man sie pushen und dirigieren kann.

db24: Sie haben besonders in dieser Saison Ihre Stärken verbessert und Ihre Schwächen minimiert. Auf der Linie und im Eins-gegen-Eins erreichen Sie für die Dritte Liga bereits absolutes Topniveau. Wo haben Sie noch Schwächen?

Ein Thema sind die Flanken. Da muss ich noch einen Tick sicherer, aber da bin ich eh schon mutiger geworden. Da brauche ich noch mehr Überzeugung. Meist ist es nur eine Kopfsache, ob man den Mut hat, in dieser Sitution die Linie zu verlassen. Das muss ich mir über die Spiele erarbeiten, im Training kannst du das gar nicht richtig simulieren.

db24: Themawechsel: Die Befürchtung war zu Saisonbeginn groß, dass der Kader eventuell zu klein sein könnte, wenn 1860 mit Verletzungssorgen geplagt werden würde…

Das Risiko war natürlich da, aber wir sind bis auf den langfristigen Ausfall von Quirin Moll sehr gut durchgekommen - und dann kann ein kleiner Kader ein Vorteil sein, denn es spielt fast immer dieselbe Mannschaft. Die Automatismen, die Abläufe funktionieren. Das haben wir in dieser Saison echt super geschafft, dass wir über eine perfekte Trainingssteuerung kaum Verletzte zu beklagen hatten. Besonders für mich als Torwart ist brutal wichtig, wenn man in dieser entscheidenden Phase immer mit der selben Viererkette spielen kann. Das bringt Stabilität und Sicherheit.

db24: Trainer Michael Köllner wird in punkto Trainingssteuerung ein goldenes Händchen nachgesagt: Wie funktioniert das im Detail?

Es wird vor jedem Training gefragt, wie sich jeder fühlt - und wenn einer sagt, ich habe einen brutalen Muskelkater, dann wird derjenige rausgenommen. Der Trainer schaut ganz genau drauf, dass kein Spieler überlastet wird. Auch Sascha Mölders gönnt er immer wieder Auszeiten, damit er möglichst oft seine Bestform abrufen kann. Das klappt ganz gut bis jetzt (lacht). Ich werde auch manchmal gefragt, aber für mich kommt das nicht in Frage. Ich will immer auf dem Platz stehen.

db24: Ein beliebtes Thema rund um die Grünwalder Straße ist der Köllner-Bart, der wächst und wächst.

Wir haben uns schon an ihn gewohnt. Wir wissen gar nicht mehr, wie der Trainer ohne Bart aussieht. Wenn sich der Trainer den Bart solange wachsen lassen will, bis wir wieder verlieren, wäre es natürlich schön, wenn er noch vier Wochen aushalten würde. Solange die Aktion Glück bringt, kann er ihn meinetwegen bis zum Boden wachsen lassen (lacht).