VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Thomas Riedl ist ein Gesicht der bewegenden Geschichte des TSV 1860 im Olympiastadion - mit seinem 1:0-Siegtor am 27. November 1999 gegen den FC Bayern verzückte er das Löwen-Umfeld und ließ die Konkurrenz aufhorchen…

Jetzt ist der Löwe zurück. Nach 16 Jahren betritt er heute im Auswärtsspiel bei Türkgücü (14.03 Uhr, db24-Ticker) erstmals wieder die Spielstätte.

Dazu hat der Löwen-Podcast “Radis Erben” mit dem Protagonisten Riedl gesprochen. Der Derby-Held spricht über:

sein Goldenes Tor: “Das Tor war der finale Stoss nach gefühlt 20 Lattentreffern. Ich weiß, dass Stephan Paßlack hinten den Ball erobert hat. Er spielt einen vertikal diagonal geschnittenen Ball auf Martin Max, der super ablegt und ich kam von hinten rangerauscht. Ich habe ihn schön über den Spann rutschen lassen, dass Olli Kahn keine Chance mehr hatte. Das war ein einmaliges Erlebnis. Dass Tor hat mir meinen Einstieg bei 1860 erleichtert. Deswegen kann ich mich auch heute noch im Grünwalder Stadion blicken lassen (lacht). Ich glaube, da freuen sich auch heute noch einige…”

die Folgen seiner Popularität: “Ich bin nach diesem Tor nie groß fordernd aufgetreten. Dieses Tor habe ich gerne mit allen geteilt. Natürlich kam dann das Thema über den Werner Lorant auf. Er hatte keinen Chef neben sich geduldet. Ich hatte diese Position beim besten Willen nie beansprucht, aber das war schwierig im zweiten Jahr für mich. Mit Erik Mykland kam ein neuer Spieler für die Position. Im ersten Training habe ich Icke Häßler einen Beinschuß gegeben. Da riefen Fans: “Thomas Riedl Fußball-Gott” - danach wurden diese Fans von Werner direkt vom Trainingsplatz verwiesen. Da habe ich gewusst, das könnte eine schwierige Saison für mich werden.”

den Zauber des Olympiastadions: “Es hat nicht die enge Atmosphäre wie im Grünwalder Stadion oder am alten Betzenberg, aber allein die Architektur, das Gelände außen rum, das Einlaufen in dieses geschichtsträchtige Olympiastadion. Das war schon was Besonderes. Da hat jeder gerne gespielt. Die Bayern sind ja keine Stimmung gewöhnt, bei den Sechzgern kann ich sagen: Wir haben euch alle gehört. Das Stadion hatte eine schöne Atmosphäre. In dem einen Jahr wollte jeder dabei sein.”

den Kult-Status von Sascha Mölders bei den Ist-Löwen: “Nachdem er im Sommer seinen Vertrag fast selbständig verlängert hat, Gottseidank muss man sagen! Ich finde ihn eine Sensation. Wenn ich die Figur mit Cristiano Ronaldo mit ihm vergleiche, ist es nicht unbedingt 1:1 das Gleiche. Aber Mölders ist halt ein Stürmer, er steht immer richtig. Ich ziehe meinen Hut vor Sascha, wie er seine Löwen mitreißt. Wer hätte gedacht, dass 1860 sieben Spieltage vor Schluss wieder an die Zweite Liga anklopft - das ist in großen Bereichen Mölders’ Verdienst.”

die Abstiegsangst in Kaiserslautern: “Das war eine schleichende Entwicklung. Am Geld kann es nicht gelegen haben. Wir haben Spieler verpflichtet, die andere gerne behalten hätten. Die Kaderzusammenstellung ist die letzten drei Jahre komplett schief gelaufen. Wir haben einen Kader mit viel gleichen Spielern. Wir haben gute Einzelspieler, aber gute Einzelspieler sind noch keine gute Mannschaft…Es stellt sich die Frage: Ist Regionalliga überhaupt darstellbar? Man muss mit dem Worst case rechnen. Wir kämpfen bis zum Schluss. Ein Abstieg wäre schwer verdaubar. Die Löwen hatten das auch schon mitgemacht, aber die hatten eine sehr gute U21. Das ist bei uns nicht so. Wir haben eine ordentliche Oberliga-Mannschaft. Ich hoffe und bete, dass wir am Ende über dem Strich stehen.”