VON KATHI EDBAUER

Liebe Löwen,

eines vorweg: Die 0:1-Heimniederlage gegen den FSV Zwickau ist kein Beinbruch. Es gibt keine Mannschaft in der Dritten Liga, die von Anfang bis Ende durchzieht und sich keinen Ausrutscher leistet. Wir können diese Schlappe als neuen Erfahrungswert einordnen unter der Headline “Wenn der Gegner Beton anrührt - und welche Lehren wir daraus ziehen”. Wichtig ist, dass wir Konstanz reinbringen - und die Ausschläge nach unten gering bleiben. Wir sind aktuell Dritter mit beachtlichen 37 Punkten - das ist ein Ergebnis, dass ich vor der Saison sofort unterschrieben hätte. Aber wir wissen auch: Die Tabelle ist noch nicht bereinigt. Wenn Rostock sein Nachholspiel in Lübeck gewinnt, rutschen wir - Stand jetzt - auf Rang 4 ab. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir dann der Verfolger wären. Entscheidend sind für mich die letzten fünf Spieltage und nicht die aktuelle Tabelle.

Das Transferfenster ist jetzt geschlossen. Mein Resümee? Ich finde es einerseits gut, dass Günther Gorenzel auf die aktuelle Mannschaft setzt und Säulen wie Daniel Wein und Phillipp Steinhart das Vertrauen ausspricht. Die zwei stehen für mich für eine Entwicklung. Das geht immer ein bisschen unter. Beiden merkt man an, dass sie den Weg von der Regionalliga bis in den höherklassigen Fußball mit 1860 gehen wollen - egal wer die Konkurrenten auch sind. Sie wollen Geschichte bei 1860 schreiben. Andererseits wäre ein weiterer Neuzugang schon noch gut gewesen, denn nach dem längerfristigen Ausfall von Quirin Moll - oder dem Corona-K.o. von Keanu Staude, ist der zur Verfügung stehende Kader schon etwas überschaubar. Wäre ich in Gorenzels Rolle, hätte ich einen Brecher für den Sturm und einen zweiten Torwart verpflichtet - und das ist jetzt nicht als Kritik an den jungen Tom Kretzschmar zu verstehen. Aber er ist nunmal komplett ohne Profi-Erfahrung.

Ich kenne aber zum einen das noch verfügbare Budget von 1860 nicht, zum anderen weiß ich nicht, wie leer der Markt schon gefegt war. Wie wir aus der Geschichte wissen: Im Winter ist es nicht so einfach, gute Spieler zu finden. Welcher Verein trennt sich schon gerne von seinen Leistungsträgern, um möglicherweise die Konkurrenz zu stärken? Und die, die vereinslos sind, sind meistens die, die dem neuen Klub nur selten neue Impulse vermitteln können. Deswegen bin ich gespannt, wie sich Staude bei 1860 integriert. Ich sehe ihn schon als Wundertüte - und natürlich habe auch ich seine Sprachnachricht in den Ohren. Aber: Jeder Mensch (Fußballer) hat eine zweite Chance verdient. Bei uns hat Staude die Möglichkeit, sich von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Er kann sich vorstellen, dass ihn jeder mit Argusaugen verfolgen wird.