VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Der sportliche Wert ist eher überschaubar, wenn die deutsche Nationalmannschaft heute in der Leipziger Red Bull-Arena Tschechien (20.45 Uhr) in einem Test-Länderspiel gegenüber steht - doch aus Löwen-Sicht ist diese Partie ein absoluter Festtag und zeigt, was mit akribischer Arbeit alles möglich ist: Mit Florian Neuhaus, Felix Uduokhai und Philipp Max gehören gleich drei ehemalige NLZ-Talente des TSV 1860 dem Kader von Bundestrainer Jogi Löw an.

Drei (Ex)-Löwen bei der A-Nationalmannschaft - das hat es in der Neuzeit noch nie gegeben. Die Bender-Zwillinge standen am 19. November 2013 beim 1:0-Sieg in England gemeinsam auf dem Platz neben Manuel Neuer & Co - aber drei. Never. Uduokhai (heute 23) gegenüber dfb.de: “Ich möchte viel mitnehmen für meine weitere Entwicklung. Daher setze ich mich nicht mit überzogenen Erwartungen unter Druck, sondern versuche schlichtweg, alles abzurufen und auch alles aufzusaugen.”

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Uduokhai und Neuhaus gehörten in der Saison 2015/2016 zur erfolgreichen U19 des TSV 1860, die sich bis ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft vorkämpfte und dort unglücklich am späteren Titelträger Borussia Dortmund scheiterte. Der Trainer damals: Sepp Steinberger. Der heutige U23-Trainer des Erstligisten FC Augsburg erinnert sich an diese Zeit immer wieder gerne zurück und wird natürlich heute auch vor dem TV-Gerät sitzen. Mit Stolz? “Stolz ist das falsche Wort”, sagt der gebürtige Dingolfinger im Gespräch mit db24: “Es ist mir eine Freude und macht mich glücklich für die Jungs.” Steinberger weiß, dass viele Puzzleteile dazu beigetragen haben, dass Neuhaus und Uduokhai sich jetzt auf dieser Plattform präsentieren dürfen. 20 Monate war Steinberger der Trainer dieses Duos - erst in der U17, dann in der U19: “Ich durfte sie einen Teil ihres Weges begleiten und fördern. Das hat damals schon Spaß gemacht, weil die Jungs einfach Talent hatten.”

Einerseits dürfen die Löwen stolz auf ihre Jugendförderung sein, gleichzeitig müssen sie sich auch hinterfragen, warum diese aufopferungsvolle Ausbildung so wenig Geld abgeworfen hat: Während der Abschied von Uduokhai mittlerweile rund 2,1 Millionen Euro in die Kasse gespült hat, gingen die Löwen bei Neuhaus komplett leer aus. Er konnte nach dem Zwangsabstieg 2017 den Verein ablösefrei in Richtung Mönchengladbach verlassen. Heute hat der offensive Mittelfeldspieler einen Marktwert von 23 Millionen Euro. Tendenz steigend - und ja, auch die Bayern haben Neuhaus offenbar auch längst auf dem Zettel.