VON OLIVER GRISS

Natürlich, Niederlagen gehören zum Geschäft und sind nach diesem ansprechenden Saisonstart des TSV 1860 nicht weiter tragisch, wenn sie sich in Grenzen halten. Trotzdem: Sie sind besonders ärgerlich, weil sie absolut unnötig sind. Genau in diese Kategorie gehört die 0:2-Heimpleite gegen den MSV Duisburg. Es war nicht so, dass die zahmen Zebras den TSV 1860 hergespielt hätten - im Prinzip haben sich Köllners Löwen selbst geschlagen. Es fehlte an Durchsetzungsvermögen im Mittelfeld, die notwendige Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor - und vor allem: Deutlich an Breite und Variabilität im Kader. Eine starke Ersatzbank ist essentiell, vor allem in dieser Corona-Saison. Sie kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Am vergangenen Samstag hat auch die dünne Bank dafür gesorgt, dass die Heimbilanz nicht besser wird. In vier Saison-Auftritten im Grünwalder Stadion gab’s nur einen Sieg.

Wir können uns in unserer Analyse nur wiederholen: Die ersten 13, 14 Spieler des TSV 1860 haben ordentliches bis gutes Drittliga-Niveau - doch genau wenn der Fall eintritt, dass ein bis zwei Spieler angeschlagen/verletzt sind oder überspielt wirken (und das ist in dieser kräftezehrenden Liga normal), dann sind Michael Köllner wenig überraschend die Hände gebunden. Hierbei ist der Trainer wirklich nicht zu beneiden. Dem Oberpfälzer bleibt dann nur, zu improvisieren - wie in der Schlussphase gegen Duisburg: Weil auf der Bank keine echten Optionen mehr saßen und Stefan Lex richtigerweise für das nächste Heimspiel gegen Halle geschont wurde, musste Köllner in der Schlußphase erneut den kopfballstarken Abwehrspieler Dennis Erdmann bringen - als Brechstange im Angriff. Eine Aktion, die auch wie ein Hilferuf wirkt…

Einen Kader zusammenzustellen, der in dieser Liga so performt, wie für die Ansprüche des TSV 1860 nötig, ist wahrlich kein Hexenwerk. Deswegen ist es wenig zielführend, zu erklären, dass “die Bundesliga nur eine Frage der Zeit ist” (Günther Gorenzel in der “AZ”), aber auf der anderen Seite die Hausaufgaben in der Dritten Liga nicht vollumfänglich zu erledigen. Der Sport-Geschäftsführer wird in der Winterpause Korrekturen am Kader vornehmen müssen - und daran auch letztlich gemessen werden.