VON OLIVER GRISS

Die Nachricht erreichte uns am Sonntagvormittag: 1860-Kultspieler Ahmet Glavovic, “Mister Gelbes Karton”, ist tot. Tags zuvor war der ehemalige Abwehrspieler, der von 1976 bis 1979 für die Löwen kickte und dabei auf 92 Pflichtspiele kam, in seiner Heimatstadt Mostar (Bosnien) verstorben - nach einem Schlaganfall. Glavovic wurde nur 72 Jahre alt. Am Dienstag wird der Ex-Löwe bestattet.

Willi Bierofka, ehemaliger Mannschaftskollege von Glavovic, erinnert sich. “Wenn einer so früh stirbt, dann trifft dich das hart. Ich habe ihn sehr gemocht. Er hatte ja keine einfache Zeit: Er hatte vor Jahren Krebs und auch schon einen Schlaganfall”, erklärte Bierofka gegenüber db24: “In den letzten Jahren ist unser Kontakt leider abgebrochen. Ich hoffe, dass er die letzten Jahre noch irgendwie genießen konnte.”

Die Zeit an der Seite von Glavovic bleibt für Bierofka unvergessen: “Glavo war ein Supertyp. Er hat immer alles für die Mannschaft gegeben. Er war ein knochenharter Verteidiger - im Training und im Spiel. Er hat immer ausgeteilt - und wenn man sich mal für ein Foul revanchieren wollte, hat man sich selbst verletzt.” In einer Saison kassierte der Abwehrspieler 17 (!) Verwarnungen.

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Auch Allesfahrer und db24-Fanreporter Roman Wöll hat die Nachricht aus Mostar tieftraurig gemacht: “Das ist ein Schock für mich, Brazzo war absoluter Publikumsliebling bei 1860 - weil er offen und immer freundlich war. Die Fans haben ihn geliebt. Er war ein Ausputzer der alten Schule”, so Wöll.

Kurzum: Glavovic war ein Löwe zum Liebhaben. Er lebte in seiner aktiven Zeit in der Wirthstraße - unweit des Sechzgerstadions. Wöll: “Ich habe meine Tochter nach seiner Tochter genannt - Larissa. Das verbindet uns.” 1989 habe Wöll Glavovic auch in Mostar besucht: “Er hat uns dann sofort zum Grillen eingeladen.”

Das Leben hat es mit Glavo nicht unbedingt gut gemeint: Klar, seine sportliche Karriere bei 1860 war von zwei Bundesliga-Aufstiegen (1977 und 1979) gekrönt, doch privat gab es immer wieder Schicksalsschläge: In den frühen 1990er Jahren erreichte der Bosnien-Krieg seine Heimatstadt Mostar und veränderte sein Leben schlagartig. Glavović verlor seinen gesamten Besitz, sein Lokal, das er sich nach seiner Karriere aufbaute, wurde zerstört, sein Vater erschossen und seine Frau erlag einem Krebsleiden. In dieser schicksalhaften Zeit kehrte der einstige Löwen-Star 1993 gemeinsam mit seinem Sohn Igor nach München zurück. Sein Sohn kam bei einem Verkehrsunfall wenig später auf der Autobahn bei Oberschleißheim ums Leben.

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Der Ex-Löwe arbeitete in München in der Metro. Das Geld reichte kaum. Nachdem der Krieg in seiner Heimat beendet war, kehrte er zurück nach Mostar, um seinen Lebensabend zu genießen. Jetzt hat sein großes Herz aufgehört, zu schlagen. Hoffentlich schaut Glavo von oben herunter und drückt seinen Löwen die Daumen…

Ruhe in Frieden, Glavo!