VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Klar, die Löwen sind Erster in der Dritten Liga - und doch machen sie sich Gedanken über den nicht weg zudiskutierenden Wettbewerbsnachteil. Während in anderen Stadien bis zu 10.000 Fans die Heimmannschaft anfeuern dürfen, muss der TSV 1860 auf den Support der eigenen Anhänger weiterhin verzichten. Bis zum 25. Oktober ist Fan-Unterstützung in München verboten - und auch danach ist aufgrund der ansteigenden Infektionszahlen wohl keine Besserung in Sicht. “Man vermisst das Gefühl der Verhältnismäßigkeit: In München sind bei anderen Veranstaltungen 500 Zuschauer zugelassen, in wesentlich kleinerer Atmosphäre. Das kann ich nicht ganz einordnen”, erklärte Löwen-Trainer Michael Köllner vor dem Auswärtsspiel in Rostock (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) auf db24-Anfrage. Der Oberpfälzer wünscht sich mehr Transparenz in den Vorgängen.

Die unterschiedlichen Spielregeln in den jeweiligen Bundesländern (Stichpunkt Föderalismus) in punkto Zuschauer-Obergrenze, kann Köllner nicht nachvollziehen: “Wir leben gesellschaftlich im wiedervereinigten Deutschland. In einem Land, das von Einigkeit und Gemeinsamkeit sprechen will. Wir haben aber deutliche Unterschiede zwischen allen Bundesländern. Ich finde es schwierig, im selben Land zu leben und es gibt tausend verschiedene Richtlinien. Das ist auf Dauer fatal. Eine grundsätzliche Linie würde dem Land nicht schaden. Bei uns dürfen keine Zuschauer rein. Fünf Kilometer weiter in Haching wird vor Zuschauern gespielt und wir spielen im Grünwalder ohne Fans…”

Auch der Ist-Zustand, dass ungetestete Vereinsmitarbeiter nach Rostock nicht mitfliegen dürfen, sieht Köllner durchaus befremdlich: “Sind wir denn im früheren Ostblock unterwegs? Müssen wir ein Visum beantragen? Wir sind ein Land, das extrem freiheitlich ist, wir definieren uns über gemeinsame Werte. Dass Freiheit außer Kraft gesetzt ist, finde ich brutal schade.”