VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

1860-Hauptsponsor “Die Bayerische” geht mit der Zeit - und demnach ist Facebook die ideale Plattform, um mit der breit gestreuten Fanlandschaft der Löwen in Kontakt zu treten. Eloquent, informativ und rhetorisch richtig gut präsentierten sich Vorstand Martin Gräfer und Marketingleiter Joachim Rech am Mittwochabend. Gräfer, der mit seinem Unternehmen die Löwen seit 2016 unterstützt und seit dieser Zeit selbst 1860-Lebensmitglied, sprach über:

die überraschende und deutliche Etaterhöhung und das Gefühl der Fans, dass die Bayerische jetzt “all in” geht: “Wir haben einen Fünfjahres-Vertrag abgeschlossen - und den haben wir erneuert, als der Verein 2017 in die Regionalliga abgestiegen ist. Da haben wir gesagt, der Verein braucht eine Planungssicherheit. Was wäre eine Versicherung, die wenn der Schaden eintritt, abhaut? Der doppelte Abstieg war ja so etwas wie ein Schadenfall. Nein, wir planen langfristig. Wir planen langfristig, Partner bei 1860 zu bleiben. Ob wir auf die lange Ewigkeit Hauptsponsor bleiben, das kann ich nicht sagen. Unser Engagement gilt für diese Saison, auch für die nächste - und es gibt Überlegungen, zu verlängern. Wir und 1860 passen richtig gut zusammen.”

den angeblichen Ruf als “Neuperlacher Provinzversicherung”: “Wir haben über eine Million Kunden, fünf Milliarden Euro Kapitalanlage, 600 Millionen Euro Beitragseinnahmen - damit sind wir tatsächlich keine Champions League-Teilnehmer, aber garantiert eine der wachstumsstärksten Versicherer in Deutschland.”

die schlechte Sicht für Rolli-Fahrer im Grünwalder Stadion: “Das Thema haben wir intern auch schon diskutiert, ich finde es sehr wichtig. Im GWS ist das nicht gut und auch nicht schön. Wir werden darauf noch einmal ganz besonders Druck draufmachen, denn bei uns sind die Rolli-Fahrer ganz herzlich willkommen. Wir haben in ein paar Wochen einen Termin mit Dieter Reiter. Da werden wir das Thema weitergeben.”

einen theoretischen Einstieg von BMW bei 1860: “Wenn sich BMW wirklich für Fußball interessieren würde…sie haben ja bei den anderen, dessen Name mir nicht über die Lippen geht, abgesagt. Wir würden uns freuen, wenn BMW mit einsteigt und so richtig Gas gibt. Ich glaube, eines ist klar: Geld allein schießt keine Tore, aber du brauchst ein wirtschaftliches Rahmenumfeld, um wirklich erfolgreich zu sein und um auch wirklich in den echten Profisport zu kommen. Der beginnt natürlich in der 3. Liga, aber die 2. Liga ist das eigentlich Ziel. Und wenn es weiter hinauf geht, hat keiner was dagegen…”

die neue gemeinsame Richtung bei 1860: “Wir haben Danke zu sagen, das ist nicht nur populär, sondern auch angebracht - an alle Beteiligten, die das möglich gemacht haben, dass der nächste Schritt geht. Wir sind den Gesellschaftern, aber auch dem Team der KGaA, der sportlichen Leitung und den vielen Sponsoren dankbar.”

die Überlegung als weiterer Gesellschafter einzusteigen: “Ja, das ist ein bisschen komplex. Das ist keine kurzfristige politische Frage, sondern eine langfristige strategische Frage. Wenn sich der Verein in seiner Gesellschafterstruktur verbreitern möchte - und wir haben den Eindruck, dass die heutigen Gesellschafter durchaus dafür offen sind und dass es dafür gute Rahmenbedingungen gibt, dann könnten wir uns als Bayerische vorstellen als Minderheitsgesellschafter dabei zu sein. Wir streben überhaupt keine dominierende Rolle an. Wir sind eine Versicherung und nicht ein Fußballverein.”

die Popularität Fußball im TSV 1860: “Der Verein, also der e.V., verdankt zumindest in meiner Wahrnehmung den Fußballern die Popularität - der Fußball ist das Herzstück des Vereins, auch wenn es ganz viele tolle andere Abteilungen gibt.”

die Bayerische als möglicher Schlichter zwischen Hasan Ismaik und Robert Reisinger: “Wir sind seit 2016 Begleiter, wir haben natürlich viel Stress mitbekommen, was da passiert ist - von Misskommunikation, von Missverständnissen. Ehrlich gesagt, haben wir selber vielleicht auch in den zwei Jahren dazu beigetragen, daneben zu liegen in der Kommunikation, weil wir unerfahren waren. Ich habe den Eindruck, dass der Willen aller wirklich vorhanden ist. Dafür kann ich aber meine Hand nicht ins Feuer legen. Es geht nur gemeinsam, alle haben ein Interesse, dass die Löwen im fußballerischen Bereich wieder verlorenes Terrain zurückgewinnen. Die Misson vom Comeback - zurückkommen, das ist unsere Mission. Es ist aber kein Sprint, sondern ein Marathon…”

die Rolle von Ismaik: “Ich glaub, viele unterschätzen die Wirkung der Finanzierung von HAM, die den Verein tatsächlich in eine völlig andere Lage bringt - im Vergleich zu vielen Mitbewerbern der Dritten und sogar der Zweiten Liga. Dieses Polster, auf Basis dessen, auf was man planerisch arbeiten kann. Ich finde das eine sehr gute Vorgabe, aber auch die Akzeptanz des e.V, gemeinsam mit HAM in eine Richtung zu gehen. Ich glaube nicht, dass die Differenen von heute auf morgen abzubauen sind. Das sind viele kleine Schritte, aber jetzt sind nicht nur kleine, sondern große Schritte gelungen. Wir haben sehr viel Kontakt mit seinen Ansprechpartnern in Deutschland. Es gibt auch keine Berührungsängst mit Herrn Ismaik. Wenn er in München ist, ist er herzlich eingeladen, uns zu besuchen. Unsere Tür steht ganz weit offen. Wir haben auch den Eindruck, dass Ismaik ein gutes Team um sich hat.”

die Wirkung der Presse rund um 1860: “Das ist Fluch und Segen! Warum ist diese Marke 1860 derzeit populär - und warum hat sie so eine Strahlkraft? Mit nur sportlichem Erfolg, der ja so massiv in den letzten Jahren nicht war, lässt sich nicht das erklären. Das sind die Fans, das ist die Marke. Wenn das Schreiben über die Sechzger aufhört, dann sage ich ganz offen, dann ist der Wert der Sechzger kritisch zu betrachten. Wir alle leben davon, dass dieser Verein Teil der Kommunikation ist. Die Sechziger, wir… Dass man unterschiedliche Meinungen hat, wie man den Erfolg erzielt, dass man auch unzufrieden ist mit Entwicklungen - das ist unbenommen und auch verständlich: nach diesem Doppelabstieg, dem Auszug aus der Arena, das war nicht toll. Wir sind nicht aus Zucker, man darf auch seine Meinungen sagen.”

die Einnahmesituation über das Grünwalder Stadion: “Es ist tatsächlich so, dass man im Grünwalder Stadion mehr Geld verdient als im Stadion zuvor - das liegt an der Kostenstruktur. Es ist auch immer ausverkauft. Aber natürlich ist der Umbau der erste Schritt - und aus unserer Perspektive langfristig ein eigenes Stadion. Aber jetzt gilt es, das Grünwalder Stadion auszubauen und perfekter zu machen. Es geht nicht um die Anzahl vieler neuer Plätze, sondern um den VIP-Bereich und mehr Wirtschaftlichkeit ins Stadion zu bringen.”

das beleidigende Scheichlied und ob die Bayerische Einfluss auf das Präsidium nimmt, sich davon zu distanzieren: “Wir sprechen nur für uns. Wir setzen auch niemanden unter Druck. Fairness auf dem Platz und der Tribüne, ist das, wofür der Fußball steht. Natürlich findet man seinen Gegner auf dem Platz nicht gerade toll, der Gegner muss besiegt werden. Aber sich selbst zu zerfleischen, gegeneinander sich zu spalten - das bringt einen nicht weiter. Das ist rückwärts! Auch wir plädieren für Respekt, und zwar ihn nicht nur einzufordern und auch gegenseitig zu gewähren. Wir finden diese Gesänge nicht richtig und nicht zielführend…Wir haben auch Fehler in der Vergangenheit gemacht. Wir sind nicht immer richtig gelegen mit Einschätzungen. Sich zu korrigieren, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern immer ein Zeichen von Vernunft und Verstand.”