VON OLIVER GRISS UND CHRISTINA PAHNKE (FOTO)

Wenn sich Michael Köllner (50) zum Interview stellt, dann wird das meist eine längere Geschichte. Der Trainer hat viel zu erzählen - egal zu welchem Thema. Dass keine Fragen zur geplanten Etaterhöhung und zu möglichen Neuzugangen genehmigt waren - geschenkt. Der Löwen-Trainer sprach im 1860-Trainingslager über:

der Neuaufbau nach dem XXL-Umbruch: “Wir müssen schauen, dass wir auf und neben dem Platz eine Mannschaft werden. Dass wir zusammenwachsen, dass unser Spiel reifer wird. Neuaufbau? Ich habe richtig Bock darauf, das zu machen. Auch wenn es von außen so aussieht, als würden wir es so machen, weil nichts anderes geht. In etwa so: Für’s Fleisch hat es nicht gereicht, dann essen wir bloß Suppe. Das empfinde ich nicht so.”

seine Kritik an Haching: “Wir haben letztes Jahr bewiesen, dass wir die zweitbeste Mannschaft waren, was den Einsatz junger Spieler betrifft - vor dem angeblichen Jugendverein Unterhaching. Ich kann mich an Manni Schwabls Worte erinnern: ‘Der Mölders hat da nix verloren. Es müssen Junge spielen.’ Komischerweise hatten wir am Saisonende mehr Einsatzminuten als dieser auserkorene Jugendverein.”

Begegnungen mit Triple-Trainer Hansi Flick: “Ich treffe ihn ja manchmal - er hat sich ja leider in meiner Cafe-Bar eingenistet (lacht). Vorher war ich alleine drin. Jetzt tauchen da momentan die Roten auf, auch Spieler vom FC Bayern. Für Hansi Flick habe ich die Daumen gedrückt, dass das alles funktioniert. Fakt ist: Sie haben völlig souverän die Champions League gewonnen – egal, ob man jetzt auf Seiten der Roten steht oder nicht.”

Abschiedsgedanken nach der vorigen Saison: “Die gibt’s immer. Aber erstens: “Wer meine Biografie kennt - ich war 14 Jahre beim DFB, und in diesen 14 Jahren hätte ich x-mal wechseln können. Und die mit mir beim DFB gearbeitet haben, sind schnell wieder von dannen gezogen. Der Einzige, der am Schluss noch da war, war ich. Meine Frau sagt immer: ‘Du bist ein typischer sicherheitsdenkender Dorfmensch, der erst einmal schaut, dass alles sicher ist.’ Von dem her hat sich die Frage eigentlich nicht gestellt. Ich bin keiner, der nach einem Dreivierteljahr davonrennt und sagt: Das war’s jetzt. Ich habe richtig Bock auf Sechzig!”

der Zoff auf Gesellschafterebene: “Ich empfinde das nicht so. Natürlich hätte man gernee, dass sich alle in den Armen liegen und rumhüpfen miteinander. Ich finde trotzdem, das konstruktiv für den Verein gearbeitet wird.”

das Saisonziel: “Schwierig zu sagen. Erstens glaube ich, es wird etwas auf dem Transfermarkt passieren. Zweitens muss man abwarten, was in den nächsten drei Wochen der Vorbereitung passiert. Es wäre nicht seriös, etwas rauzuhauen. Ihr kennt meine Ziele ja auch: Ich will nicht ewig mit Sechzig in der Dritten Liga spielen. Wir wollen hoch - mittelfristig.”