VON OLIVER GRISS

Wenn ich an Rudi Völler denke, dann werden Kindheitserinnerungen wach. Früher, als ich den frühen 80er Jahren in der Münchner Linprunstraße wohnte, ging’s mit dem Nachbarsjungen immer auf die Hundewiese nahe des Herzzentrums in der Lothstraße zum Kicken. Jeder baute sich mit Aststäben ein Tor und dann ging’s los. Ich malte mir auf ein weißes T-Shirts den Namen Völler und wenn ich mich noch entsinnen kann - mit der Rückennummer 11. Ich (11 Jahre alt) wollte immer so sein wie Rudi Völler.

Damals war Völler noch ein Talent, aber seine Spielweise war schon im 1860-Trikot beeindruckend: Flink, torgeil und schlitzohrig - so zeigte sich der Stürmer auch schon in jungen Jahren. Endgültig um mich geschehen war es nach einem 7:0-Sieg gegen Wormatia Worms, als Völler vier Tore gelangen. Ich saß im Olympiastadion - als junger Fan. Die Löwen waren auf dem Weg zurück in die Bundesliga - zumindest tabellarisch. Doch dann kam als Tabellenvierter 1982 der Lizenzentzug: Völler wurde als Torschützenkönig (37 Zweitliga-Treffer) im Doppelpack mit Wolfgang Sidka nach Bremen verkauft - für 1,2 Millionen Mark.

Ab dem Zeitpunkt sympathisierte ich auch mit dem SV Werder Bremen: Völler schlug an der Weser sofort ein. In 137 Spielen erzielte er sagenhafte 97 Tore. Für ihn ging es steil nach oben. Er wechselte 1987 zum AS Rom und blieb dort Jahre. In dieser Zeit wurde er auch mit Deutschland 1990 in Italien Weltmeister. Unvergessen, als ihn Frank Rijkaard im Achtelfinale bespuckte, aber beide Spieler mit Rot vom Platz flogen. Am Ende hob er am 8. Juli 1990 den WM-Pokal mit dem 1:0-Sieg über Argentinien in den Nachthimmel von Rom.

Völler hat den deutschen Fußball in den 90er Jahren geprägt wie kaum ein anderer. Irgendwie ist man als älterer Löwe stolz, dass Völler seine Anfänge bei 1860 hatte. Heute ist der ehemalige Stürmer Geschäftsführer von Bayer Leverkusen. Es heißt, Völler hätte den Löwen immer gerne mit kickendem Personal geholfen, doch 1860 nahm das Angebot der Werkself nie an. Stattdessen hat Völler aus Leverkusen eine 1860-Filiale gemacht: Mit Julian Baumgartlinger, den Bender-Twins und Kevin Volland spielen gleich vier ehemalige Löwen-Talente im Westen. Völler weiß halt, was gut ist.

Alles Gute, Rudi!