VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Ist die Dritte Liga innerhalb des Dachverbandes DFB noch gut aufgehoben? Immer mehr Vereine machen sich Gedanken über eine mögliche Eingliederung in die DFL - auch 1860-Geschäftsführer Günther Gorenzel.

Die Corona-Krise zeigt einmal mehr: Die Dritte Liga ist nicht genügend versorgt (nur 1,28 Millionen pro Klub aus dem TV-Topf), wird aus Sicht von einigen Bossen stiefmütterlich behandelt. Die Existenz ist bei verschiedenen Drittliga-Standorten mehr denn je unsicher. Heute wird ab 10 Uhr in einer Videokonferenz über die nahe Zukunftsplanung der Dritten Liga diskutiert.

Gorenzel spricht von einem Drei-Stufen-Modell um die Existenz der chronisch klammen Drittliga-Klubs zu sichern. “Erstens: Die Organisationsform. Wo ist die Dritte Liga am besten aufgehängt? Gibt es zum DFB eine Alternative? Dies gilt es zu diskutieren. Es ist kein Geheimnis, dass das getan wird.” Hinter Gorenzels Worten steckt eine gewisse Enttäuschung, denn der DFB hatte zunächst großspurig von einer finanziellen Hilfe gesprochen, um hinterher zu sagen, dass dies “aus Gründen der Gemeinnützigkeit” (Gorenzel) nicht möglich sei. Dabei wusste man das vorher, dass der DFB diesem Gesetz unterliegt. Gorenzel dazu: “Auf der einen Seite obliegen wir einer Organisation, die sich auf Gemeinnützigkeit in ihrer Rechtsgrundlage beruft, auf der anderen Seite muss man ganz klar sagen, dass wir in der Dritten Liga mittelständische Unternehmen sind, die Erträge im zweistelligen Millionen-Bereich erwirtschaften.”

Sollte die Dritte Liga im Profibereich der DFL integriert werden?

Umfrage endete am 23.04.2020 10:00 Uhr
Ja, unbedingt!
92% (4572)
Nein, die Dritte Liga ist im DFB gut aufgehoben.
8% (393)

Teilnehmer: 4965

Auch bei der TV-Vermarktung sieht Gorenzel deutlich Spielraum. “Sky hat angedeutet, den Vereinen entgegen zu kommen. Vielleicht können auch die öffentlich-rechtlichen Sender und die Telekom jetzt aufeinander zugehen”, erklärt der Österreicher, um dann nachzuschieben: “Wenn wir davon ausgehen, dass tausenden Fans bei Geisterspielen nicht gestattet ist, die Stadien zu betreten, hätten wir viel mehr Zuschauer an den TV-Geräten. Das könnte für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation sein. Denn eine höhere Reichweite und Einschaltquote bringt auch den Klubs in der Vermarktung etwas.” Was Gorenzel sagen will: Er erhofft sich durch die Geisterspiele auch einen TV-Bonus.

Die U23-Regel würde Gorenzel ebenfalls zeitnah überarbeiten. “Wenn bei jedem Verein zwei Nachwuchsspieler in der Startelf stehen oder eine gewisse Anzahl von Jugendspielern bei ihrem Ausbildungsverein spielen müssten, könnte man die Spieleretats absenken. Das wäre eine Kostenschraube, über die man nachdenken sollte.”