VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Petar Radenkovic ist die Ikone des TSV 1860. Wenn über die Löwen gesprochen wird, fällt nicht selten auch sein Name. Auch mehr als 50 Jahre nach seiner großen Zeit. Der 85-jährige Serbe ist eine lebende Legende. In einer db24-Umfrage wurde er jetzt mit 48 Prozent der Stimmen vor Gabor Kiraly (21 Prozent) zum besten Löwen-Torwart aller Zeiten gewählt. Doch darum geht es heute nicht.

Der Torwart-Gott, der in den 60er Jahren mit den Löwen fast alles gewann, macht derzeit in seiner Heimat Belgrad harte Zeiten durch. “Ich bin gesund, aber ich befinde mich seit 14 Tagen in häuslicher Quarantäne”, erklärte der große Radi am Freitagabend gegenüber dieblaue24: “Alle Personen über 75 Jahre dürfen nicht mehr ihre Wohnung oder ihr Haus verlassen. Wir haben kein Recht, auf die Straße zu gehen.” Versorgt werden seine Frau und er von Freunden und Bekannten - und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. “Die Ausgangssperre gilt noch rund zwei Wochen. Danach soll die Lage neu beurteilt werden.” Seine geplante Reise nach München, die für April vorgesehen war, hat er bereits abgesagt.

Überhaupt gelten in Belgrad viel schärfere Maßnahmen als in Deutschland. “Ab 17 Uhr darf kein Mensch mehr auf die Straße. Belgrad ist dann eine Geisterstadt”, berichtet der Löwen-Held, der selbstredend auch seine Freunde vom Fußball-Stammtisch nicht mehr treffen darf. Für Radi ist das eine große Strafe, auch wenn er sagt: “Das erste Ziel ist jetzt erst einmal, zu überleben.” Erst danach müsse man das Leben neu bewerten. “Keiner weiß doch im Moment, wie es weitergeht nach der Epidemie. Ich bin jetzt 85 Jahre alt - aber so eine Katastrophe habe ich noch nie erlebt und ich habe den Krieg gesehen…”

Radenkovic hofft, dass sein Herzensverein, der TSV 1860, diese Krise überleben wird. “Klar ist”, sagt der frühere Torwart, “dass der Fußball eine große Veränderung vor sich hat. Ich hoffe, dass 1860 diese harten Zeiten überlebt.”