VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Als das Geheimtreffen auf dem Fünferplatz am Trainingsgelände zwischen Geschäftsführung, Spielern und Mitarbeitern am Mittwochmittag vorbei war (dieblaue24 berichtete exklusiv), standen Trainer Michael Köllner und Kapitän Sascha Mölders noch minutenlang vor dem Fanshop zusammen. Es gab vermutlich schon angenehmere Gespräche, schließlich steht die Existenz des TSV 1860 auf dem Spiel. Hinterher ging das am Parkplatz in anderer Konstellation weiter: Aaron Berzel, Tim Rieder, Quirin Moll, Efkan Bekiroglu und Sascha Mölders beratschlagten sich vor ihren Autos auf dem Parkplatz.

Sollte die Dritte Liga abgebrochen werden, droht den Löwen ein weiterer Millionen-Verlust. Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold bekommt das volle Programm ab: 2017 war er dabei, als der TSV 1860 von der Zweiten Liga bis in die Regionalliga abstürzte - jetzt in den letzten Tagen seiner Amtszeit (der Bad Endorfer geht zum 30. Juni), bekommt der aufstrebende Drittligist (14 Spiele ohne Niederlage) unverschuldet die ganze Wucht der Corona-Krise zu spüren.

Nach db24-Informationen wird die Kurzarbeit bei 1860 immer wahrscheinlicher, denn Einnahmen kann der Drittligist momentan nicht generieren - und es ist Stand jetzt zumindest möglich, dass Sponsoren, Partner und Fans für bereits bezahlte Tickets aufgrund der fehlenden Leistungen Gelder einfrieren beziehungsweise zurückverlangen. Genau das wird Scharold in den nächsten Tagen prüfen müssen. Auch vom DFB ist keine große Hilfe zu erwarten. Bislang, so heißt es, wurde lediglich angeboten, die Einnahmen aus der TV-Vermarktung oder das Geld aus dem Nachwuchs-Fördertopf könnte früher ausgezahlt werden. Bei den Drittliga-Kollegen aus Jena, Zwickau und Meppen hat man Kurzarbeit längst beantragt. Bei 1860 könnte es im April soweit sein.

Was heißt Kurzarbeit? Das Gehalt für die Belegschaft (bei 1860 zwischen 3000 und 17.000 Euro) würde zumindest in Teilen vorübergehend vom Staat übernommen - damit könnte der TSV 1860 eine Insolvenz vermeiden. Gehaltssteigerungen ab einem monatlichen Bruttogehalt von 6890 Euro (im Jahr 82680 Euro) werden nicht mehr berücksichtigt. Heißt: Die Arbeitsagentur zahlt für einen Drittligaprofi mit einem Jahresgehalt von 100.000 Euro genauso viel wie für einen Topverdiener, der schon monatlich mehr als eine Million Euro einstreicht. Abhängig von Steuerklasse und Zahl der Kinder gilt: Das Kurzarbeitergeld, das die Agentur für Arbeit den Vereinen überweist, beträgt zwischen 60 und 67 Prozent des ausgefallenen Nettolohns. Maximal 12 Monate kann man sich aus dem Kurzarbeiter-Topf bedienen.