VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Der Münchner Armin Gastl ist seit 1994 Löwen-Mitglied. Der Unternehmer, der sich jetzt als CSU-Mann für den neuen Münchner Stadtrat bewirbt, unterstützt die Boxabteilung des TSV 1860. Zuletzt hatte er die Schmähplakate gegen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik in der Westkurve kritisiert. Das Echo war enorm. Jetzt legt Gastl auf seinem Facebook-Kanal nach:

Liebe Löwenfans unter meinen Facebook-Freunden,

ich hätte nicht gedacht, dass mein Facebook-Posting bezüglich der Duldung von Schmähplakaten des Investors bei 1860 seitens der Vereinsführung eine derartige Diskussion auslöst. In diesen zahlreichen Kommentaren setzte man sich kontrovers mit dem von mir angesprochenen Sachverhalt auseinander - dadurch, dass die Plattform www.dieblaue24.com dies aufnahm, kamen allein dort über 600 Kommentar zusammen und ich wurde mehrfach um eine nähere Stellungnahme, insbesondere von 60er.de gebeten. Da mir dies sehr am Herzen liegt, komme ich dem hiermit gerne nach.

Zunächst einmal darf ich Verschiedenes feststellen:
Ja, ich meine was ich sage.
Ja, ich bin seit 1994 leidender Löwe, wenngleich aus der Boxabteilung kommend, wo ich seither verschiedene Ämter innehabe.
Ja, ich arbeite im Sportmanagement und habe daher eine gewisse Einschätzung zum Thema.
Ja, ich bin auch noch Mitglied bei den Roten, bei denen ich auch meine Diplomarbeit mal geschrieben habe.

Ja, ich befinde mich auch im Wahlkampf, wo ich für als Stadtrat die Vision habe, München zur sportlichsten und gesündesten Metropole der Welt zu entwickeln.

Als Löwenfan habe ich wie die meisten von Euch mehr gelitten als andere Fußballfans. Dieses Schicksal haben wir uns gemeinschaftlich ausgesucht. Mit meiner beruflichen Vita habe mich jedoch immer mehr als klassischer Fan vom Profifußball distanziert. Schließlich gibt es immer weniger, die aus „Herzblut“ zum Verein stehen. Soll heißen: Wenn ein Vereinsidol an einem anderen Spielort 20 Prozent mehr bekommt, trällert er ganz schnell ein anderes Lied; sprich: Einzig bei einem Dorfverein mag das noch anders sein. Die meisten sind Söldner und keine Lokalpatrioten. Die wenigen „echten Löwen“ und Eigengewächse zu halten, die wir zweifellos noch haben, wird zusehends schwieriger. Bei den Nachwuchsteams gibt es alarmierende Auflösungserscheinungen. Eher zufällige Transfererlöse sind letzte Insulinspritzen, die uns über die Saison retten.

Genau hier liegt auch der Hase im Pfeffer: Es ist für mich naiv zu glauben, dass ein Verein aus eigener Kraft heraus nach oben kommen muss, weil viele Idealisten glauben, dass die Kommerzialisierung schlecht sei. Diese Situation herrscht meines Erachtens bei den Löwen vor. Es gibt einen Geldgeber, der bei allen Fehlern und Unsensibilitäten, die vorkamen nun mal die Mehrheit an der Profifußballabteilung besitzt. Solange der Investor es nicht nötig hat, seine Anteile zu verkaufen, muss man mit ihm Hand in Hand gehen.

Es darf ebenso wenig nicht sein, dass die Vereinsführung und seine Verwaltungsräte gegenüber einer Person, die – wie geschickt oder ungeschickt auch immer Dutzende von Millionen investiert hat, Respektlosigkeiten unkontrolliert auszusetzen. Wir müssen uns aber vor Augen halten: Der Fußball gehört zur Unterhaltungsindustrie! Alles kostet Geld und 1860 hat längst die Größe überschritten, wo jeder Posten – von Sicherheitsdienst bis Catering – von Ehrenamtspersonen verrichtet werden können! Dies bedeutet auch, dass es sehr wohl Sinn macht, Ziele zu haben! Wieso soll ein Verein nicht von einem Aufstieg träumen? Wenn man sagt, man möge lieber insolvent gehen und neu anfangen, dann bräuchte man auch sportlich gar nicht mehr anzutreten.

Ich kenne weder Hasan Ismaik noch Dietmar Hopp persönlich. Vom Grundgedanken sind Personen wie sie, die „Geld herbeizaubern“, um einen bestimmten Verein zu fördern, ein Glücksfall. 1860 war kurz vor der Pleite – Hoffenheim ein achtklassiger Verein. Manchmal geht alles glatt, wie beim FC Augsburg unter Walter Seinsch, manchmal geht alles schief, wie die Investments von Michael Kölmel. Ismaik und Hopp haben sich mit ihrem Engagement – wenngleich aus unterschiedlichen Motiven heraus motiviert – keinen persönlichen Gefallen getan.

Der Ausbau des Grünwalders ist für mich Flickschusterei

Mir ist es lieber, wenn es Geldgeber gibt, die im kontrollierten Rahmen sich für einen Verein engagieren und dadurch Werte und Faszination schaffen! Wir alle wissen, dass die Löwen nicht dort sind, wo sie hingehören! Langfristig muss der Weg in die 2. und 1. Bundesliga geschafft werden! Eine Sportmetropole wie München braucht dazu auch eine Stadion-Infrastruktur, die dem heutigen Niveau entspricht. Der Ausbau des Grünwalders ist für mich somit nur eine Flickschusterei ohne planbare Zukunft. Ein wegweisendes Management blickt visionär in die Zukunft und orientiert sich nicht nach unten.

Mitgliederversammlung? Es lag eine Bedrohung in der Luft

Als ich zuletzt bei der Mitgliederversammlung zum Pinkeln ging, wurde ich von einem Fan mit der Gewissensfrage konfrontiert ob ich „für oder gegen“ den Investor sei. Abhängig von der Antwort lag eine Bedrohung in der Luft. Der letzte Löwen-Torschützenkönig wurde ausgebuht, als er sich zur Wahl stellte, weil er einem Lager zugeordnet wurde. Wieso glaubt Ihr, dass andere Vereine erfolgreicher sind? Dieses vergiftete Klima muss die Vereinsführung bereinigen! Wir sind doch alle Löwen! Wir haben keine Feinde intern, sondern höchstens Gegner auf dem Platz! Ich bin FÜR 1860 und den gemeinsamen Erfolg!
Somit gilt es, die unbändige Kraft, die in der Löwenfamilie steckt, zu bündeln! Wenn dies dem Präsidium mit den Fangruppen gelingt, dann ist alles möglich! Dazu wünsche ich den Löwenfans und Amtsträgern viel Kraft und Weitsicht!