VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Mit Daniel Bierofka (40) ist die letzte Ikone des Klubs gegangen: Ihm blieb keine andere Wahl, als seinen gut dotierten Vertrag bis zum Sommer 2022 aufzulösen und den TSV 1860 zu verlassen. Interne Machtkämpfe, keine Wertschätzung, Hinterfotzigkeiten und die chronische Perspektivlosigkeit sind die Gründe für seine Aufgabe.

Dementsprechend hart fiel nach dem Bierofka-Aus auch das Echo im Münchner Boulevard aus - die Übersicht:

Abendzeitung: Der langjährige Löwen-Reporter Matthias Eicher widmete dem unwürdigen Abgang von Daniel Bierofka einen Kommentar - der Titel: “Unwürdig! Unfähig! Wie die Löwen Bierofka vergrault haben!” Eicher wird sehr deutlich: “Einige Vereinsfunktionäre und Strippenzieher bekämpften ihn von innen heraus, da er mit seinen Ambitionen ihre Pläne gefährdete. Jetzt haben sie es endgültig geschafft: Sie haben Bierofka zur Aufgabe gezwungen. Zu einem unwürdigen Abgang, der in aller Deutlichkeit zeigt, wie unfähig dieser Verein agiert: Anstatt alle Kräfte hinter ihrer letzten Identifikationsfigur zu bündeln, vergraulen sie Bierofka – in blinder Wut auf Investor Hasan Ismaik. Man muss sich schon fragen: Was bleibt jetzt noch von diesem einst so stolzen Traditionsklub?”

Münchner Merkur/TZ: Uli Kellner, der seit den 90er Jahren die Löwen begleitet, ist auch wenig freundlich und kritisiert das System 1860 - mit der Schlagzeile “Giesinger Selbstzerstörung”. Kellners Begründung zum Bierofka-Abschied: “Der Trainer, dem Sechzig am Herzen liegt, trollt sich unter Tränen…Derjenige, dem es ausschließlich um den Sport ging, zieht sich zurück - weil diejenigen, die überwiegend Politik machen, die Weiterentwicklung des Fußballs bei 1860 behindern. Mit Bierofka verabschiedet sich einer der letzten aufrechten Löwen in diesem kaum zu beherrschenden Traditionsverein…Jetzt ist seine Löwenliebe genau daran zerbrochen: An den selbstzerstörerischen Kräften des Vereins, an den Intrigen, Eitelkeiten und interen Kämpfen. Bierofka kann nicht mehr, will nicht mehr, er vertraut keinem mehr und zieht sich zurück, obwohl sein Herz gerne geblieben wäre.”

BILD: Florian Vonholdt schrieb: “Der Vertrauensbruch war zu groß: Bierofka warf bei 1860 hin…Bierofka vermisste sein Monaten den Rückhalt der Bosse.”

Liga3-online: Redakteur Gunnar Schulte erklärt in seinem Kommentar: “1860 verliert das Gesicht des Vereins.” Seine Schlußfolgerung: “Und so steht der TSV 1860 München wieder einmal vor einem Scherbenhaufen – und erneut sind die zugrundeliegenden Probleme hausgemacht. Die Geschehnisse bieten größtes Konfliktpotenzial, eine endgültige Spaltung zwischen Vereinsführung und dem treuen Anhang ist befürchten. Denn der Rücktritt Daniel Bierofkas hat nichts mit den regelmäßig zu beobachtenden Trainerabgängen bei anderen Vereinen gemein. Vielmehr stand Bierofka im wackeligen 1860-Konstrukt für die Werte, mit denen sich die Anhänger noch identifizieren konnten. Werte, die nun dauerhaft verloren sein könnten.”

Passauer Neue Presse: Auch Journalist und Löwen-Fan Alexander Augustin wird in seinem Kommentar deutlich: “In einer an Dämlichkeiten sehr reichen Geschichte des TSV 1860 München werden diese Tage ein besonderes Kapitel bekommen. Daniel Bierofka hört als Trainer auf. Nicht weil er muss, nicht weil er will. Er kann nicht anders. Derjenige, der dem TSV nach dem Totalabsturz 2017 eine Perspektive gab, wird seit Monaten aus dem Verein heraus bekämpft – weil er einer der wenigen ist, die ganz offen ansprechen, dass das aktuelle “Dahinwurschteln” auf Dauer in der Versenkung des deutschen Fußballs enden wird. Bierofka, der Herzens-Löwe: gemobbt, zermürbt zwischen den Mühlsteinen Investor und e.V.”

Der Wind dreht sich.