VON OLIVER GRISS

Peter Pacult, im Jahr 1991 gemeinsam mit Jean-Pierre Papin Torschützenkönig im Europapokal der Landesmeister, hat im Spätherbst seiner Karriere beim TSV 1860 deutliche Spuren hinterlassen. Mit 34 Jahren wechselte der Österreicher im Sommer 1993 vom FC Linz zu den Löwen und erzielte 18 Tore in der Zweiten Liga - sein zweifelsfrei wichtigstes: Das vielumjubelte 1:0-Siegtor in Meppen, das am 11. Juni 1994 die Legitimation für die Bundesliga war. Kurz danach hatte der gebürtige Wiener mit Waschbrettbauch seinen Platz in der Speiskarte des Löwenstüberls sicher: Aus zwei paar Wiener machte Kult-Wirtin Christl Estermann “Pacults mit Senf”. Er dirigierte im Festzelt den Löwen-Marsch.

Pacult war ein echtes Schlitzohr - auf dem Rasen und daneben. Für den Münchner Boulevard war der ehemalige Nationalspieler ein Geschenk. Er war immer für einen Spass und eine Geschichte zu haben.

Doch sein Auftreten änderte sich von einem Tag auf den anderen schlagartig - als ihn Karl-Heinz Wildmoser im Oktober 2001 vom Assistenten zum Cheftrainer des TSV 1860 machte. Pacult war zwar durchaus erfolgreich als Lorant-Nachfolger in der Beletage des deutschen Fußballs (er schickte seine Spieler einmal die Woche ins Aerobic-Studio), doch in verantwortlicher Position eiferte er immer mehr seinem großen Vorbild Ernst Happel nach: Stur, grantig und meist verschlossen. Auch Wildmoser verlor den Zugang zu seinem Trainer und beurlaubte ihn nach einem 0:6 bei Hertha BSC.

Was für Pacult, der einst mit einer Harley zum Löwen-Training fuhr, spricht: Seine Ehrlichkeit, die er für nichts in der Welt aufgeben will. „Ich versuche, immer ehrlich zu sein”, sagte der Jubilar: “Auch wenn es schwierig ist im Fußballgeschäft. Ich lasse mir nichts gefallen. Von niemandem.”

Und genau deswegen schätzen wir Peter Pacult heute mehr denn je…

Alles Gute zum 60. Geburtstag, PP!