VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

1860-Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik hat klare Vorstellungen. “Ich fordere den TSV 1860 zu einem Kurswechsel auf”, schrieb der 42-Jährige kurz nach der 0:1-Heimniederlage gegen den KFC Uerdingen auf seinem Facebook-Kanal: “Vor allem erwarte ich aber von unserer Geschäftsführung, dass sie nicht von einer Seite gelenkt wird, sondern gänzlich zum Wohle des Profifußballs arbeitet.”

Was er meint? Die finanzielle Situation an der Grünwalder Straße ist weiter höchst angespannt: Das Winter-Trainingslager der Profi-Mannschaft ist gestrichen - und ob die mobile Rasenheizung am hochmodernen Einserplatz in diesem Winter in Betrieb genommen werden kann, steht nach db24-Informationen auch in den Sternen. Zudem wurde die ärztliche Betreuung bei Auswärtsspielen des TSV 1860 gestrichen. Über das abgeblasene Trainingslager sagte Geschäftsführer Michael Scharold bei “Magenta Sport”: “Man kann ins Trainingslager fahren oder nicht. Wir haben in diesem Sommer Prioritäten gesetzt und uns dazu entschieden, dass wir die finanziellen Mittel in erster Linie in die Verstärkung der Mannschaft stecken. Und man kann das Geld nur einmal ausgeben.”

Wie geht es weiter beim TSV 1860? Was in der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Montag im Detail passiert ist, darüber wird geschwiegen. Immerhin erklärte Scharold bei “Magenta Sport”: “Es war eine ganz konstruktive Aufsichtsratssitzung. Günther Gorenzel und ich haben unsere Vorstellungen für die nächste Zeit vorgestellt, haben sie den Gesellschaftern präsentiert. Es wurde konstruktiv diskutiert. Jetzt müssen wir abwarten, was passiert. Interne Details kann ich nicht verraten.”

Die Löwen und die (Z)-Frage.

Klar ist aber: Es fehlt Geld, um in eine sorgenlose Zukunft gehen zu können. Trotz eines 10-Millionen-Umsatzes bleibt in der Saison 2020/2021 nur ein 2,4-Millionen-Euro-Etat für die Drittliga-Mannschaft. Scharold dazu: “Wir müssen abwarten. Auch dieses Jahr sind wir mit einem anderen Etat gestartet, als wir dann am Ende der Sommerpause rausgekommen sind.” Richtig ist, dass externe Kräfte wie Hauptsponsor die Bayerische, Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik und einige Gönner geholfen haben, dass der TSV 1860 nicht handlungsunfähig war und der Kader verstärkt werden konnte. “Jetzt haben wir einen ordentlichen Etat”, sagt Scharold: “Da gehören wir zu den Top 7, Top 8-Mannschaften in der Liga. Das hat vielleicht im Frühjahr auch noch anders ausgesehen. Von daher will ich noch keine Prognose abgeben.”

Von einer gezielten und wohl überlegten Kaderpolitik ist der TSV 1860 weiterhin weit entfernt - erst auf den letzten Drücker wurde die Mannschaft im Sommer so verstärkt, dass sie zumindest konkurrenzfähig in der Dritten Liga ist. Aber wie lange wollen die Löwen mit dieser Taktik arbeiten?