VON OLIVER GRISS

Noch heute sind sie Gesprächsstoff an den Biertischen in München: Die geilen emotionalen Derbys zwischen Blau und Rot. Das letzte Stadt-Duell fand 2008 im DFB-Pokal-Viertelfinale statt: Ausverkaufte Allianz Arena - und 1860 verlor durch einen unberechtigten Ribery-Elfer in der 119. Minute der Verlängerung mit 0:1. Highlights wie diese sind für einen Fan, für den der Sport wichtiger ist als ein Stadion, das Salz in der Suppe. Und genau davon soll man sich für immer verabschieden? Es ist schlimm genug, dass seit dem letzten Derby mehr als 11 Jahre vergangen sind - und nein, nicht Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser hat daran schuld, dass man dieses Duelle als Münchner und Fußballfan nicht mehr genießen darf…

Die Löwen werden im roten München nur noch geduldet, ja sogar bemitleidet: der FC Bayern war noch nie so weit weg vom TSV 1860. In der Stadt München entsteht ein Bayern-Fanshop nach dem anderen. In den einschlägigen Sportgeschäften der Stadt findet man - wenn überhaupt - nur noch ein kleines Merchandising-Sortiment der Blauen. Die gegenseitigen Frotzeleien zwischen den Vereinen sind auch passe. Eine Situation, die Angst macht, zumal man aktuell das Gefühl hat, dass beim TSV 1860 erst das Stadion kommt und dann lange nix…

Heute wird im Münchner Stadtrat der Vorschlag von OB Dieter Reiter genehmigt, dass das Grünwalder Stadion für mehr als 30 Millionen Euro ausgebaut werden soll. Aber erstliga-tauglich wird es auch deswegen nicht, schließlich fehlt dazu nicht nur der von der DFL vorgeschriebene Raum für TV-Übertragungen (derzeit 120 Quadratmeter - erforderlich sind aber für die Bundesliga 1200 Quadratmeter Fläche). Deswegen ist es aus Löwen-Sicht essentiell wichtig, was die Stadt-Oberen mit der einstigen Heimspielstätte, dem altehrwürdigen Olympiastadion, vorhaben. Auch darüber wird heute diskutiert. Wird die Ertüchtigung des WM-Stadions von 1974 ausgeschlossen, wird es nie mehr ein Bundesliga-Derby zwischen 1860 und Bayern geben…