VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Um im preisintensiven Markt “Profifußball” weiterhin mithalten zu können, ist die SpVgg Unterhaching am Montagmorgen an die Börse gegangen. Die Aktie der Vorstädter kann zum Preis von 8,10 Euro gezeichnet werden. Haching-Präsident Manni Schwabl begründet gegenüber “heimatsport.de” diesen gewagten Schritt: “Das Projekt Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft läuft ja nun seit drei Jahren (Ende 2018 vollzogen, d. Red.). Dann war die Frage: Wie geht es weiter, was kommt in Frage für Haching? Schulden machen, Fan-Anleihen, ein großer Investor oder eben das Konzept kleinteilig auf breite Schultern stellen. Das geht in der Regel nur über die Börse. Uns war klar, dass wir nicht mit Fremd-, sondern mit Eigenkapital arbeiten wollen. Da war der Börsengang schnell die favorisierte Lösung. Wir haben das prüfen lassen und sind zur Überzeugung gekommen, dass das von der Struktur her perfekt zu uns passt. Wir wollen den Verein mit Weitblick führen und breit aufstellen. Ich bin schon sehr gespannt. Es ist ein bisschen so, wie vor meinem ersten Bundesliga- oder Länderspiel.”

Dass der TSV 1860 an die Börse geht und nicht einen Investor sucht, erklärt Schwabl so: “Ein großer Investor kommt für uns nicht in Frage, weil ich der Meinung bin, dass das mit unserer 50+1-Regel nicht funktioniert. Ich kann nicht einen großen Investor reinnehmen und dann sagen: Du darfst aber nicht mitreden. Das hat für mich mit geschäftlichen Gepflogenheiten nichts zu tun.”

Der Ex-Nationalspieler sieht ein Kernproblem in der finanziellen Ausstattung weiterhin in der zu großen Schere zwischen DFL- und DFB-Ligen. “Man muss ja nur mal in die Amateurvereine schauen, wie es denen geht. Und die 3. Liga ist halt eine Profiliga mit der Ausstattung einer Amateurliga. Du musst dir aber ab der 3. Liga abwärts Gedanken machen. Wenn die Basis wegstirbt: Was willst du dann noch?”, moniert Schwabl und ergänzt: “Die kleinen Vereine können sich nicht mal mehr Bälle leisten, aber oben wissen sie nicht wohin mit ihrem Geld. Ich verstehe das nicht. Da nehme ich uns alle mit ins Boot – alle Vorstände, Vereine, DFL, DFB. Egal in welcher Branche: Wenn du auf die Basis nicht schaust, wird dir das irgendwann auf die Füße fallen. Aber anscheinend ist die Basis dem gesamten deutschen Fußball nur in der Theorie wichtig, in der Praxis sehe ich davon weit und breit nichts.”