VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Warum kommen Hasan Ismaik und 1860 nicht zusammen? Islam-Expertin Dr. Gabi Kratochwil glaubt, dass die Beziehung noch zu kitten ist. “Ich glaube schon”, sagt die Kölnerin gegenüber “Münchner Merkur”, “dass sich das reparieren lässt. In dem Fall ist es ja so, dass der jordanische Investor ein genuines Interesse hat, sich in so einen Traditionsverein einzukaufen, also hat er auch ein Interesse daran, dass es läuft. Aus seiner Sicht ist das ein Prestigeobjekt, denn die Marke Deutscher Fußball steht in der arabischen Welt sehr weit oben. Ich gehe davon aus, dass er auch ein Stück weit stolz darauf ist, sich bei einem großen deutschen Verein eingekauft zu haben.” Mittlerweile hat Ismaik in acht Jahren über 80 Millionen Euro bezahlt.

Der Tipp von Kratochwil: “Um eine Kooperation gut unf für beide Seiten erfreulich zu gestalten, ist es sehr wichtig, eine persönliche Beziehungsebene aufzubauen. Dass man auf hierarchisch gleichrangiger Stufe - hier arabischer Investor, dort deutscher Vereinspräsident - einen guten, soliden Kontakt pflegt Fly-in-fly-out-Geschichten sind in diesem Zusammenhang kontraproduktiv. Die einflussreichen handelnden Personen sollten sich in jedem Fall um eine persönliche Beziehung bemühnen, und zwar nachhaltig…Wenn Irritationen vorliegen, dann kann man die nur mit einem persönlichen Gespräch ausräumen. Das allerdings müsste von der Vereinsseite gesucht werden. Zu sagen: Er ist zwar der Geldgeber, aberr wir machen hier unser eigenes Ding, ist nicht zielführend.”

Dass die Vereinsseite Ismaik seit Jahren mit “Nadelstichen” (dazu gibt es auch eigenen Email-Verkehr unter den e.V.-Funktionären) provoziert, hält Kratochwil für sehr gefährlich: “Das ist absolut die falsche Strategie. Das wird ihn noch viel mehr antreiben zu sagen: Jetzt bleibe ich erst recht und mache ihnen die Hölle heiß. Verzeihen Sie den Vergleich, aber das ist Kindergarten. Nimmst du mir mein Förmchen weg, nehme ich deins - so kann man keine Kooperation gestalten, die für beide Seiten gedeihlich ist.”

Auch das sogenannte Scheichlied verurteilt Kratochwil im “Merkur”-Interview: “Das kommt natürlich nicht gut. Da muss man als Vereinsführung ein ganz klares Statement gegensetzen. Da ist Krisenmanagement gefragt, denn das geht gar nicht. Klar: Fans lassen sich schwer kontrollieren, aber als Vereinsführung muss man ganz klar sagen: Wir distanzieren uns davon.” Die große Frage ist: Darf das Präsident Robert Reisinger überhaupt?