VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Interpretiert man den neuesten Facebook-Post von Hasan Ismaik (42) richtig, dann herrscht nachwievor Eiszeit zwischen den beiden Gesellschaftern. Von einer Annäherung keine Spur. Dabei bräuchte der TSV 1860 endlich ein faires Miteinander, um zu wachsen. Doch Ismaiks Zeilen machen deutlich: Er fühlt sich von den Bossen an der Grünwalder Straße verschaukelt. “Reisinger hatte zwei Jahre Zeit, die KGaA so aufzustellen, dass sie zukunftsträchtig ist. Das Ergebnis ist leider sehr ernüchternd”, erklärte der Mehrheitsgesellschafter aus Abu Dhabi. Dennoch ist Ismaik anscheinend bereit, wieder zu helfen. Allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen: “Erst wenn die Bereitschaft erkennbar ist, 1860 fair und nachhaltig aufzustellen, wird es auf Seiten der Finanzierung durch mich dann auch Lösungen geben, mit denen beide Seiten leben können.* Der Ismaik-Post im Wortlaut:

Mir werden durch meine Pressestelle täglich die aktuellsten Texte über den TSV 1860 übersetzt. Dabei bin ich über einen Kommentar eines Reporters gestolpert, den ich als äußerst fragwürdig zurückweise. Dort wurde ich nach der Mitgliederversammlung als “schlechter Verlierer” gebrandmarkt. Wie kommt man auf diese unfaire Analyse?

Weil ich dem Verein seit acht Jahren Geld zur Verfügung stelle und dieser das Geld falsch investiert hat? Weil ich dem Verein mit offenen Armen angeboten habe, mit HAM über eine mögliche Kapitalerhöhung zu sprechen? Weil ich mit Saki Stimoniaris den Gesprächspartner unserer Seite bestimmt habe?

Der Präsident ist außerhalb von 50+1 nicht legitimiert, zu entscheiden, wer für HAM verhandelt. Der Verein hat zu akzeptieren, wen ich für qualifiziert genug befinde, die Gespräche mit dem TSV 1860 zu führen. Diese Chance wurde von 1860 ausgeschlagen. Nicht meine Person blockiert, sondern einzig und allein Herr Reisinger. Und wenn ich die Abläufe der Mitgliederversammlung rückverfolge, war der Verein auch nicht professionell genug auf die gewünschte Kapitalerhöhung vorbereitet. Anders ist nicht zu erklären, dass der Antrag kurzfristig abgesetzt worden ist.

Wenn die Funktionäre bei 1860 etwas beherrschen, dann ist es Hasan Ismaik für den Misserfolg verantwortlich zu machen. Dass ich nach dieser Mitgliederversammlung wieder als Sündenbock herhalten muss, steht exemplarisch für das stets gepredigte (und falsche) Miteinander.

Warum wird nie die gravierende Fehlerkette von Herrn Reisinger bei 1860 hinterfragt? Warum reicht er mir nach einer gewonnenen Wahl gönnerhaft die Hand? Dieses Angebot war nicht ehrlich, sondern aus meiner Sicht vergiftet. Erst wenige Wochen vor der Mitgliederversammlung, am 18. Mai 2019, hatte Reisinger Kontakt zu mir aufgenommen. Nicht aber, um mir persönlich die Hand reichen zu wollen, sondern weil die Situation, so wie er schreibt, “aus sportlicher und finanzieller Sicht besorgniserregend ist” und die Fans und Anhänger gespalten wie nie zuvor seien. Außerdem gestand sich Reisinger nach zwei Jahren ein, dass mit dem zur Verfügung stehenden Budget ein Zweitligaaufstieg in absehbarer Zeit nicht gelingen werde. Eine Erkenntnis, die für mich nicht neu ist.

Reisingers Vorgehen zeigt seine ganze Unverfrorenheit. Ihm geht es nicht um den größtmöglichen sportlichen Erfolg des TSV 1860, sondern einzig und allein darum, um mich zu provozieren und zu schwächen. Reisinger hatte zwei Jahre Zeit, die KGaA so aufzustellen, dass sie zukunftsträchtig ist. Das Ergebnis ist leider sehr ernüchternd. Was haben Reisingers 50+1-Entscheidungen bei der Besetzung des kaufmännischen Geschäftsführers dem TSV 1860 belegbar gebracht? Der erste Geschäftsführer hat mit seiner Agentur in wenigen Monaten circa 600.000 Euro kassiert. In dieser Zeit wurden vorschnell Verträge abgeschlossen, die der heutige Geschäftsführer versucht, wieder zu korrigieren. Diese Themen werden in der Öffentlichkeit bewusst kleingehalten. Dass ich als Hauptgesellschafter keinen Einfluss auf die Geschäfte habe, zeigt die Fußfessel 50+1 in vollem Umfang.

Ich werde immer hingestellt, dass ich dem Verein schade. Weil mich Daniel Bierofka in der vergangenen Saison gebeten hat, zu helfen, habe ich zwei Millionen Euro gegeben. Nicht als Darlehen, sondern in Form von Genussscheinen. Leider waren die Gelder schneller verbraucht als in der Planung vorgesehen. Die Fans müssen verstehen, dass ich nicht länger in ein schwarzes Loch einzahlen kann, um später dann wieder als Sündenbock hingestellt zu werden. Ich erwarte deshalb von den Vereinsfunktionären, dass der TSV 1860 so ausgerichtet wird, dass Investieren für mich wieder Sinn ergibt.