VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Wo führt der Weg des TSV 1860 hin? Der neutrale Löwen-Fan war am Samstagnachmittag nicht gerade euphorisiert, als er die neue Drittliga-Mannschaft beim 5:1-Sieg über den Bayernligisten TSV 1865 Dachau begutachtete: Der Kader von Trainer Daniel Bierofka ist äußerst dünn besetzt. In der zweiten Hälfte spielte mit Timo Spennensberger ein Neuzugang der U21, der erst vor einigen Tagen von Bayernligist Jahn Regensburg II an die Isar gewechselt ist. Dazu viele Talente wie Fabian Greilinger, Noel Niemann, Dennis Dressel, Niklas Lang oder Leon Klassen. Und weil die Situation ohnehin angespannt ist, meldet sich jetzt auch noch Eric Weeger verletzt. Der Rechtsverteidiger fehlte beim Testsieg in Dachau. Eine genaue Diagnose wird am Montag erwartet. Es droht eine längere Ausfallzeit.

Während die Löwen in Dachau ihre Visitenkarte abgaben, tobt der Wahlkampf: Wird Robert Reisinger am Sonntag auf der Mitgliederversammlung im Amt bestätigt oder fällt er durch? Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik postete am Samstag einen flammenden Appell auf seiner Facebookseite. Die Botschaft aus Abu Dhabi im Wortlaut:

Liebe Löwen,

ich will Euch aus aktuellem Anlass den ausgezeichnet recherchierten Artikel in der Süddeutschen Zeitung über das perfide und seit Jahren praktizierte 1860-System ans Herz legen. Er beschreibt exakt die internen Mächte und Kräfte, die mich seit Jahren bei unserem Fußballverein begleiten. Es wird getrickst, getäuscht und getarnt, um den TSV 1860 in eine Welt zu schieben, die für den Amateursport geeignet, nicht aber für unsere Löwen gemacht ist. Daniel Bierofka und Günther Gorenzel müssen tagtäglich über diese Hürden springen und werden immer wieder von ihren eigentlichen Aufgaben abgelenkt. Vielleicht haben Sie Verständnis dafür, dass ich seit einiger Zeit, genau dieses umschriebene System in aller Schärfe verurteile. Den Plan, die Löwen kleinzumachen, hatte ich nie. Ganz im Gegenteil, meine Intention war und ist es, die Löwen wieder nach oben zu bringen. Dass in der Saison 2016/2017 Fehler passiert und wir leider abgestiegen sind, das wissen wir alle. Nicht nur mir, sondern auch Hans Sitzberger, Heinz Schmidt, Markus Drees, Robert von Bennigsen und Robert Reisinger sind Fehler unterlaufen. Ich habe von diesen Leuten nie ein Wort der Selbstkritik gehört. Ich hatte mit Ian Ayre und Vitor Pereira absolute Top-Leute für 1860 verpflichtet. Beide sind nicht an ihrem Können, sondern ausschließlich am System 1860 gescheitert.

Ich bin immer bereit zu helfen und zu unterstützen, das wissen auch Günther Gorenzel und Daniel Bierofka. Wozu ich aber nicht mehr bereit bin, eine schwache Vereinsführung finanziell zu unterstützen und in ein tiefes schwarzes Loch zu investieren, ohne zu wissen, was mit meinem Geld geschieht. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Es gibt auch ehrliche und autarke Kräfte wie Karl-Christian Bay im Verein, die auch nur das Beste für 1860 wollen. Er selbst hat mit diesem System ebenfalls zu kämpfen, aber wie wir Alle, kann er nicht von 1860 loslassen und diesen sportlichen Niedergang akzeptieren.

Dass die Süddeutsche Zeitung erstmals dezidiert darüber berichtet, macht mir Hoffnung, dass mein Engagement und meine Ausdauer nicht aussichtslos sind. Die Zeit arbeitet für die aufrichtigen Löwen und nicht für eine kleine organisierte Gruppe von 600 bis 800 Menschen, die Lust am Zerstören von 1860 hat und den Verein derzeit kontrollieren. Die Gruppe der aufrichtigen und wahren Löwen ist viel größer. Ich kann mir vorstellen, dass ein großer Teil davon müde geworden ist: die jahrelange Vereinspolitik ist nicht nur belastend, sondern auch desillusionierend.

Wer wieder ein erfolgreiches, starkes und vereintes 1860 sehen will, muss am Sonntag zur Mitgliederversammlung gehen und seine Stimme abgeben. Ich bin jederzeit bereit, die Gespräche mit dem Verein wieder aufzunehmen, jedoch nicht mit Personen, die unter ideologischen Gesichtspunkten und Hass gegen mich agieren, sondern den Verein nachhaltig nach vorne bringen wollen. Ich befürworte, dass an diesem Meeting auch viele Vereinsgrößen aus der traditionsreichen 1860-Geschichte teilnehmen sollen. Diese Personen wissen am besten, was diesen tollen Verein auszeichnet und wofür er in Zukunft stehen sollte.

Sollte sich die Mehrheit der Mitgliederversammlung wiederum für Robert Reisinger entscheiden, bitte ich Euch, nicht zu resignieren und aufzugeben. Keine Option ist es, die Mitgliedschaft zu kündigen. Ihr schadet damit nur unserem eigenen Nachwuchs, der am wenigsten für die verfahrene Situation bei 1860 kann.
Meine Gedanken und auch meine Hoffnung sind bei Euch, dass sich bei 1860 zukünftig noch alles zum Guten wendet. Meine liebe Freunde, ich wünsche Euch einen erfolgreichen, aber auch fairen Verlauf der Mitgliederversammlung und bitte Euch um zahlreiche Teilnahme.