VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Der TSV 1860 am Scheideweg: Kein Geld. Kein Zusammenhalt. Keine Perspektive. In unserer Rubrik “Sechzig - wie lange noch?” wollen wir von den db24-Lesern wissen, wie sie mit dem Leid der Löwen umgehen. Seit unserem Aufruf am Donnerstagnachmittag haben uns unzählige Emails erreicht. Auch Arjen van der Snolletje hat uns geschrieben. Der Löwen-Fan lebt an der deutsch-niederländischen Grenze in Kerkrade - auch seine Frau konnte er für 1860 begeistern.

Mit dem Löwenvirus wurde ich Anfang der 90er infiziert, als ich beruflich in München war und mein Hotel in der Nöhe des Stadions hatte. Ich hatte Freizeit und beschloß mir ein Spiel im Stadion anzusehen. Es war die 2. Liga Süd gegen den FC Homburg. In der berühmten Westkurve verlor ich mein Herz an diesen Kult-Verein und wurde sofort in den Kreis der Löwenfamilie aufgenommen. Direkt nach dem tragischen Abstieg 1992 kaufte ich mir ein Abonnement-Ticket für 1860 und besuchte 1860 so oft es ging.

Dieses Abonnement-Ticket besitze ich noch heute (wenn auch inzwischen sitzend auf der Tribüne) und nach wie vor versuche ich so oft wie moeglich in München zu sein und mein Löwen zu sehen. Viele Kilometer fahre ich deswegen jedes Jahr auf den deutschen Autobahnen. Doch es fällt mir immer schwerer, diese Verein unter den aktuellen Umständen zu begleiten.

Warum? Der Verein wird trotz der Schulden kaputt gespart von der Führung. Ich als CFO eines grossen deutschen Unternehmens im Rheinland und viele Fans mit gesunden Menschenverstand aber wissen: In dieser Liga kannst du nicht überleben ohne Investitionen. Wenn du Profifussball sehen willst, musst du Geld generieren und umgehend investieren. Und nur der Profifussball ermöglicht einem Verein wie 1860 ein Überleben. Sparen hat noch keinem geholfen, nach oben zu kommen. Der ein oder andere Absteiger der letzten Jahre kann ein Lied davon singen.

Ich zeige einen kurzen Exkurs in die Vergangenheit: Unter Karl-Heinz Wildmoser wurde klug und umsichtig investiert, von Beginn an (was auch die 3. Liga war seinerzeit). Zusammen mit Werner Lorant wurde Jahr für Jahr aus den vorhandenen Mitteln das Maximum heraus geholt. Doch nicht nur das: Wildmoser hatte auch Visionen, die er Schritt fuer Schritt umgesetzt hat. Die Krönung seiner Visionen war die Allianz Arena, bis heute eine der modernsten Arenen weltweit. In dieser Arena hatte 1860 eine goldene Zukunft vor sich. Und mit den richtigen Menschen an der Spitze hätte man eventuell eines Tages am Nimbus des FC Bayern kratzen können. Doch es kam anders: Mit dem vereinspolitisch erzwungenen Fortgang von Werner Lorant und der politischen Hinrichtung Wildmosers durch dunkle Kräfte im Rahmen der Arena-Affäre ging es bergab mit 1860, aktuell ohne Hoffnung auf Wiederkehr des Kult-Clubs. Herr Ismaik wollte den TSV 1860 retten und ist damit, auch wegen dunkler Mächte, bis heute krachend gescheitert. In den Niederlanden haben wir einen Spruch, der sinngemäß besagt: „Der Anker ist stärker als ein Kettenglied, an ihm muss sich die Kette orientieren – die Kette reisst, der Anker hält.

Und dieser Spruch führt mich ins heute in das tragische Hier und Jetzt:
Ich hatte in München einmal das Vergnügen mich mit Herrn Ismaik in der Allianz Arena unterhalten zu dürfen. Herr Ismaik ist ein freundlicher Ehrenmann und ein totaler Fan von 1860. Herr Ismaik hat die Visionen, die 1860 braucht (ich erinnere nur an den geplante Stadionbau und die bekannten Manager und Trainer, die er holte oder holen wollte).Herr Ismaik hatte und hat Großes vor mit dem TSV 1860. Das hat er mir persönlich gesagt. Das aktuelle Problem allerdings: Der kompletten Führung fehlen Visionen eines modernen 1860. Stattdessen wurden Hoffnungen vieler Fans absichtlich, fast schon böswillig, zerstört und 1860 in die Regionalliga gestoßen.

Deswegen werde ich am 30. Juni nach München fahren, erstmals einen Redebeitrag auf der Mitgliederversammlung leisten und den Präsident nicht wählen! Und das sollte jeder tun, der nicht einverstanden ist mit der aktuellen Politik. Denn mit dem ausgerufenen Sparkurs der Nadelstiche wird 1860 niemals die Chance haben, jemals wieder Profifussball zu spielen. 1860 blamiert sich bundesweit und wird zu einer Nummer, die von allen ausgelacht wird.

Wie sehen Sie die Löwen? Schreiben Sie uns unter redaktion@dieblaue24!