VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Günther Gorenzel ist ein Löwe der klaren Worte. Mit db24 sprach er über die abgelaufene Saison - und den möglichen Verlust von Trainer Bierofka. Der 47-jährige Geschäftsführer über:

die Saisonbilanz des TSV 1860: “Es war ein Kampf bis zum Schluss, wenn man die Gesamtsituation betrachtet: Eine emotionale Berg- und Talfahrt. Vor sieben, acht Wochen waren wir auf Platz 5. Wir waren auf dem Sprung nach vorne, dann sind aber Dinge im Verein passiert, die absolut kontraproduktiv für die Entwicklung einer Mannschaft sind. Diesen Dingen war die Mannschaft dann nicht mehr psychisch gewachsen. Den Zug konnten wir dann nicht mehr aufhalten. Wir rechnen es der Mannschaft positiv an, dass sie im vorletzten Spiel diese Leistung gebracht hat und Fortuna Köln besiegt hat.”

die Hoffnung: “Jetzt müssen wir erst einmal durchschnaufen, auch wenn das schwer fällt. Und dann muss man sich die Gesamtsituation anschauen, und mit dem Trainer versuchen, sich neu aufzustellen.”

den möglichen Abschied von Daniel Bierofka: “Jetzt geht es darum, die Situation zu analysieren. Wir werden dann entscheiden. Bierofka wäre mit Sicherheit ein großer Verlust für 1860, nicht nur sportlich, sondern vor allem menschlich. Biero ist die Identifikationsfigur schlechthin für den Verein. Er hat soviel Kraft, soviel Power. So ein Kaliber ist nicht zu ersetzen.”

Wer ist wichtiger für 1860?

Umfrage endete am 05.06.2019 08:00 Uhr
Bierofka/Gorenzel
91% (4897)
Präsidium Reisinger
9% (472)

Teilnehmer: 5369

die Pyro-Vorfälle in Jena: “Das war leider von beiden Seiten nicht gut. Die Atmosphäre war sehr hitzig.”

ein mögliches Berzel-Comeback bei 1860: “Am Ende des Tages stirbt die Hoffnung zuletzt.”

weitere Abgänge: “Wir haben das immer kommuniziert. Damit ich auf die Zahlen komme, die Michael Scharold im Haus vorgibt, muss noch ein Spieler mit einem laufenden Vertrag abgegeben werden. Wir müssen schauen, welchen Preis wir auf dem Transfermarkt erzielen können. Ich stehe vor der großen Herausforderung mit dem Trainer, welche Entscheidung wir treffen. Ich bin angehalten, die Zahlen von Scharold einzuhalten. Das ist meine Verantwortung. Ich muss schauen, wie wir auf den grünen Zweig kommen. Jeder, der sich am Markt auskennt, weiß, das muss in den nächsten zwei Wochen passieren.”

mögliche Neuzugänge: “Das ist momentan unmöglich. Ich muss schauen, dass ich die Zahlen einhalte - und dann bin ich bei Null. Und dann habe ich noch immer keinen Handlungsspielraum - das ist die Wahrheit. Mir ist es wichtig, dass die Leute das verstehen. Ich bin dem Hauptsponsor dankbar, dass er in schwierigen Zeiten zu uns steht, dass er bereit ist, das Engagement nach oben zu schrauben. Man muss das aber auch realistisch einschätzen, weil für mich ist wichtig: Was kommt überhaupt am Ende im Sportetat an? Das ist entscheidend.”

die große Diskrepanz zwischen 10-Millionen-Euro-Umsatz und nur drei Millionen Euro für die Mannschaft: “Diese Frage stelle ich wöchentlich Michael Scharold. Er erklärt mir das wöchentlich. Am Ende der Geschichte muss ich das so hinnehmen, wie es ist. Mein Verantwortungsbereich ist der Personaletat, den ich einhalten muss. Plus die Staffkosten, die Staff beginnt bei mir bei der medizinischen Abteilung, den Trainerstab und die Scoutingabteilung. Dafür bin ich verantwortlich, inklusive U21 und U19 und die Reisekosten. Das ist mein Budget. Alles andere hat Michael Scharold zu verantworten.”

sein Appell an beide Gesellschafter: “Der Trainer hat diese Botschaft schon an alle gerichtet. Diesen Appell kann ich nur wiederholen: Alle, die Verantwortung in diesem Verein tragen, also beide Gesellschafter, weil auch ich immer wieder von einigen Fans dem Investor zugerechnet werde. Mir geht’s rein um Fußball, um die Entwicklung von 1860. Dazu brauchst du finanzielle Mittel. Es geht gar nicht um die drei Millionen Euro. Wir haben Bestandsverträge, die unter anderen Voraussetzungen abgeschlossen wurden. Das belastet das Budget massiv. Dazu kommen noch drei Verletzte dazu (Moll, Belkahia, Lex, d. Red.), die eine wichtige Rolle in der nächsten Saison gespielt hätten. Von dem her ist die Gesamtsituation schwierig, weil das Gehaltsgefüge nicht mehr stimmt.”

die db24-Routine-Tabelle, in der 1860 den vorletzten Platz einnimmt: “Das habe ich schon vor ein paar Wochen gesagt. Das Alter ist das eine, aber die Frage ist: Wo habe ich die Erfahrung gesammelt. Je mehr Spiele ein Profi in den Beinen hat, desto mehr Reife hat er. Da schließt sich der Kreis.”

die Aussicht auf die neue Dritte Liga mit den Absteigern Magdeburg und Duisburg oder dem Traditionsklub Waldhof Mannheim als Aufsteiger: “Es wird für uns vom ersten Spieltag an darum gehen, sich wie ein Eichhörnchen zu ernähren und am Ende der Geschichte den Klassenerhalt zu schaffen.”