VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Der TSV 1860 bleibt weiterhin handlungsunfähig. Trotz der langfristigen Ausfälle von Quirin Moll, Stefan Lex und Semi Belkahia kann Geschäftsführer Günther Gorenzel auf dem Transfermarkt nicht aktiv werden. Es droht eine Horrorsaison in der Dritten Liga. Selbst der Hilferuf von Daniel Bierofka (“Ich hoffe, dass alle in diesem Verein aufwachen”) lässt Präsident Robert Reisinger kalt. Der 55-Jährige kann seinen strategischen Fehler vor der Winterpause, als er überhastet den Konsolidierungskurs einläutete und seitdem den ganzen Verein lähmt, nicht mehr korrigieren - sonst wäre er politisch endgültig tot.

Am Montag schickte der Ober-Löwe der “tz” exklusiv ein Schreiben und verteidigte darin seinen strikten Kurs.

Bierofkas offensive Wortwahl: “Was Bierofkas Hinweis, er hoffe, ‘dass alle in diesem Verein mal aufwachen’, betrifft, kann ich versichern, dass im Verein niemand schläft. Der sogenannte Konsoldierungskurs ist keine Marotte des Präsidiums, sondern der außerordentlich schwierigen wirtschaftlichen Situation geschuldet, in der sich das Unternehmen befindet. Der TSV 1860 hat - speziell in der Abstiegssaison aus der Zweiten Liga - einen Schuldenberg angehäuft, der nicht wegzudiskuteren ist. Ein harter Schritt ist unumgänglich.” Reisinger meint die Arbeit seines Vorgängers Peter Cassalette. Dass der Unternehmensberater in dieser Zeit Verwaltungsrat und Aufsichtsrat war, verschweigt er.

Reisinger oder Bierofka: Wem vertrauen Sie bei 1860 mehr?

Umfrage endete am 28.05.2019 08:00 Uhr
Daniel Bierofka
89% (12656)
Beiden!
6% (833)
Robert Reisinger
5% (754)

Teilnehmer: 14243

Kompetenzverteilung: “Mit wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beschäftigt sich ein Trainer nicht groß…Aus seiner subjektiven Binnenperspektive heraus kann ich Bierofkas Wunsch nach freiem Handeln in Vertragsangelegenheiten nachvollziehen. Die Gesellschafter müssen dagegen zusehen, dass das Unternehmen Profifußball bei 1860 über diesen Zeitraum hinaus eine Perspektive hat. Wir sind im Verein dabei für vieles offen, schließen nur eines defintiv aus: Neue Risikokredite aus der Hand unseres Mitgesellschafters.” Von Hauptsponsor “Die Bayerische” wird dagegen ein Darlehen mit einer Verzinsung von 3,5 Prozent angenommen. Doppelte Moral bei Sechzig?

Vorschläge des Vereins: “Was den kurzfristigen Planungszeitraum für die nächste Saison betrifft, haben wir als Vereinsvertreter bereits zu Jahresbeginn praktikable Vorschläge eingebracht, wie das vorhandene Budget der KGaA auf die Profimannschaft konzentriert werden kann (U21 und U19 in den e.V., d. Red). Unser Mitgesellschafter hat jedoch andere Vorstellungen. Das müssen wir als Verein respektieren. Für Daniel Bierofka ist das natürlich schade…Es ist sehr viel schwieriger mit einem kleinen Budget zu arbeiten. Das steht außer Frage, aber es ist nicht unmöglich. Die sportliche Erwartungshaltung ist entsprehend anzupassen. Aus einem schmalen sportlichen Etat kann keine Überfliegermannschaft finanziert werden. Das erwartet aber auch kaum ein Fan.”

Ismaiks Einfluss verkleinern: “Mittelfristig wird sich der Profifußball beim TSV 1860 München finanziell breiter aufstellen müssen. Die Chancen und das Risiko sollten auf mehr Schultern verteilt werden. Dafür sind aber erst die Voraussetzungen zu schafen.” Reisinger würde am liebsten eine Kapitalerhöhung in die Wege leiten, einen dritten Gesellschafter verpflichten - nur um Ismaik Einfluss zu nehmen.