VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Michael Scharold (38) war gut vorbereitet. In einer schwarzen Mappe, die der 1860-Geschäftsführer in den Konferenzraum im dritten Stock der Geschäftsstelle mitgebracht hatte, lag sein Gesprächsleitfaden. Doch Scharold konnte in diesen 47 Minuten der “Aufarbeitung” alles andere als gute Nachrichten übermitteln - einzig: “Der Nachweis der wirtschaftlichen und finanziellen Mittel ist in dem Rahmen, der durch unseren Gesellschafter und Sponsor ,Die Bayerische‘ gedeckt ist. Die Finanzierung ist bis Ende der nächsten Saison sicher gestellt.” Das war’s dann aber auch schon.

Der TSV 1860 steht vor einer ungewissen Zukunft mehr denn je. Zum 30. Juni 2020 läuft die Fortführungsprognose aus - wie es danach weiter geht, konnte Scharold am Donnerstagmittag nicht beantworten. Genauso wenig die Frage, wie der Kader für die kommende Spielzeit aussehen soll. Nach db24-Informationen können die Löwen - Stand jetzt - nicht auf dem Transfermarkt tätig werden. Dazu fehlt das Geld - und Präsident Robert Reisinger will weiter an seinem eingeschlagenen Konsolidierungskurs festhalten. Eine Situation, die den ganzen Verein lähmt.

Unter der Regie von 50+1-Präsident Reisinger ist in den letzten zwei Jahren nichts besser geworden - im Gegenteil. “Die Planung besteht aus kurz- und mittelfristigen finanziellen Zusagen. Das führt zu den aktuellen Budgets. Uns muss auch klar sein, dass wir mit der aktuellen Planung, mit der wir in die Lizenzierung gehen, auch im nächsten Jahr mit einem siebenstelligen Defizit rechnen”, erklärte Scharold. Nach db24-Informationen wird das Minus bei über zwei Millionen Euro liegen.

Und neue Erlösquellen sind nicht in Sicht. Einzig im Sponsoring-Bereich könnte der TSV 1860 noch etwas zulegen - aber welches Unternehmen steckt Geld in eine Mannschaft, der Reisinger die Zukunft geraubt hat.