VON OLIVER GRISS

Nein, Interviews gibt Hasan Ismaik momentan nicht. Sein Dolmetscher blockt stets freundlich ab. Der Geschäftsmann aus Abu Dhabi hat neuerdings dagegen Instagram für sich entdeckt und postest dort in schöner Regelmäßigkeit Impressionen aus dem 1860-Kosmos - von Spielen und Trainingseinheiten. Inzwischen hat er knapp über 4000 Follower.

Die Vorwürfe von Präsident Robert Reisinger, dass Ismaik sich beispielsweise nicht meldet, sondern bei dessen seltenen München-Besuchen lieber den Obststandl-Didi trifft, provozieren den Mehrheitsgesellschafter nicht. Früher hätte er via Facebook sofort zurückgeschlagen, heute schweigt er. Nicht aus Desinteresse, sondern womöglich mit strategischem Weitblick.

Zu diesem Plan gehört auch, dass Ismaik Saki Stimoniaris bei 1860 in den letzten 15 Monaten in Position gebracht hat: Erst als Aufsichtsrat und Sprecher von HAM, nun als Vorsitzender dieses Gremiums. Stimoniaris ist jetzt, auch weil die e.V.-Seite diesem Plan einstimmig zugestimmt hat, oberster Kontrolleur der weiß-blauen Fußballfirma. Ein deutliches Zeichen, dass Ismaik bei den Löwen noch lange nicht fertig hat. Um es zusammenzufassen: Stimoniaris mehr Kompetenzen zu geben, ist ein weiterer cleverer Schachzug aus Abu Dhabi.

Ismaik hat mit dem MAN-Betriebsratchef einen Menschen gefunden, der nicht auf seine finanzielle Unterstützung angewiesen ist, sondern den TSV 1860 kontinuierlich verbessern will. Mit der Dritten Liga gibt sich Stimoniaris - im Gegensatz zu anderen Funktionären an der Grünwalder Straße - nicht zufrieden. Dass Stimoniaris nicht nur ein großes Netzwerk hat, sondern auch extrem belastungsresistent ist, ist ein großer Vorteil für diese schwere Aufgabe. Dass er mittlerweile zur politischen Zielscheibe bei 1860 aufgestiegen ist, tangiert ihn nicht. Er kann damit umgehen, weil er inzwischen auch mitbekommen hat, dass nicht die lautstarken Ultras die Initiatoren sind, sondern andere Kanäle im Verein. Diese Hartnäckigkeit hat sich Stimoniaris möglicherweise auch vom einstigen 1860-Patriarchen Karl-Heinz Wildmoser abgeschaut, der aus der selben Ecke bekämpft wurde. Wenn man sich mit dem VW-Aufsichtsrat unterhält, fällt nicht selten der Name Wildmoser. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine bessere Zukunft bei 1860.