VON PASCAL LAWITSCH UND ULI WAGNER (FOTO)

Es ist das Duell der beiden Altmeister: Der Champion von 1967 (Eintracht Braunschweig) empfängt den Meister von 1966 (TSV 1860) - freilich findet der heutige Vergleich auf einem anderen Niveau statt, aber nicht minder emotional. Es geht nicht nur um Prestige. “Wir wissen, was auf uns zukommt. Braunschweig hat einen Lauf. Das wird ein heißer Tanz”, erklärte Co-Trainer Oliver Beer vor der Partie der beiden Traditionsklubs. Was ihr vor dem Duell wissen müsst, erfahrt ihr im blauen Update:

Der Gegner: Eigentlich wollten die Braunschweiger Löwen nach dem bitteren Gang in die 3.Liga sofort wieder aufsteigen. Doch die Niedersachsen haben eine Saison zum Vergessen: Nicht nur, dass die Eintracht zur Saisonhalbzeit noch auf dem letzten Platz der Tabelle hausierte, nein auch der finanzielle Spielraum muss nach dem angepassten Ziel „Klassenerhalt“ neu geordnet werden. So sickerte es vor kurzem durch, dass der BTSV seine zweite Mannschaft in der kommenden Saison abmelden wird und außerdem einige Geschäftsstellen-Mitarbeiter mit einer Entlassung rechnen müssen. Übrigens auch im Falle eines Klassenerhaltes! Konkret muss die Eintracht sogar sechs Millionen Euro einsparen. Sportlich gesehen befindet sich der Verein allerdings wieder in ruhigerem Fahrwasser. Die Handschrift von Andre Schubert wird immer deutlicher und so musste man sich in den letzten 14 Ligaspielen sogar nur zweimal geschlagen geben. Aktuell sind die Blau-Gelben also in toller Form und schafften bereits sieben Spieltage ohne eine einzige Niederlage. Bester Torschütze auf Seiten der Eintracht ist übrigens Philipp Hofmann. Der 25-jährige kam im Winter letzten Jahres noch für 700.00 Euro von Greuther Fürth und ist in dieser Saison mit acht Treffern und vier Vorlagen wichtigster Angreifer der Braunschweiger. Gut für die Löwen: Coach André Schubert muss auf die Stammkräfte Steffen Nkansah und Marc Pfitzner verzichten. Nkansah sah am vergangenen Wochenende im Spiel gegen Lotte Rot, Pfitzner holte sich seine fünfte gelbe Karte ab.

Der Löwen-Kader: Neben den Langzeitverletzten Hendrik Bonmann, Quirin Moll und Jan Mauersberger muss Coach Daniel Bierofka ein weiteres Mal auf Flügelflitzer Nico Karger verzichten, für den das Spiel nach Adduktorenbeschwerden noch zu früh kommt. Für ihn wird vermutlich wieder Benjamin Kindsvater spielen. Außerdem meldete sich Alessandro Abruscia krankheitsbedingt ab. In den Kader schafften es diesmal Kristian Böhnlein und Christian Köppel.

So verlief das Hinspiel: Daniel Bierofka konnte die taktische Ausrichtung im Vorfeld der Partie nur schwer erahnen. Grund dafür war der Trainerwechsel nur wenige Tage vor dem Spieltag vom erfolglosen Hendrik Pedersen zu André Schubert. Doch der TSV 1860 hatte keine Einstandsgeschenke zu verteilen und begann vom Anpfiff an druckvoll, ohne sich dabei aber Tormöglichkeiten zu erarbeiten. Die beste Szene der ersten halben Stunde hatte Adriano Grimaldi, welcher mit einem Lupfer aus spitzem Winkel aber weder einen Abnehmer, noch den Weg ins Tor fand. Gegen Ende der ersten Halbzeit verlagerte sich das Spielgeschehen immer mehr ins Mittelfeld. Erst kurz vor dem Pausenpfiff wurde das Spiel interessanter: Zunächst gelang der Eintracht mit dem ersten nennenswerten Angriff beinahe der Treffer, als Sauerland Bulut durch die Gasse der Löwenabwehr schickte, sich aber frei vor Hiller zu einem Rückpass entschied, welcher aber keinen Abnehmer fand. Auf der Gegenseite brachte Nico Karger nach tollem Zuspiel zu viel Rückenlage in seinen Schuss und verfehlte deutlich. Gleich nach dem Pausentee versuchten die Blauen ihr Glück in der Offensive und wurden belohnt: Nach einer sehenswerten Kombination setzte Stefan Lex auf der rechten Seite zu einer halbhohen Flanke an, im Fünfmeterraum ließ Lacazette auf Bekiroglu durch, welcher das 1:0 verzeichnen konnte. Der Gegentreffer wirkte den gebeutelten Braunschweigern lange nach und so konnte sich die Mannschaft von Daniel Bierofka weitere Torchancen erarbeiten. Doch es gelang den Münchnern vorerst nicht, die Entscheidung herbeizuführen und so blieb ein Außennetztreffer von Phillipp Steinhart (60.) und ein Torschuss von Karger, den Kruse ohne größere Probleme parieren konnte (64.), die vorläufigen Höhepunkte. In der Schlussviertelstunde versuchte sich Braunschweig noch einmal aufzuraffen und kam trotz einiger ruhenden Bälle nur zu einer echten Torchance. Nach einer Flanke von Bulut schraubte sich Hofmann am höchsten, sein unpräziser Kopfball aus sieben Metern konnte Hiller aber parieren. Stattdessen legten die Münchner Löwen nochmal nach: Sekunden vor dem Schlusspfiff verlängerte ein Braunschweiger Abwehrspieler einen Einwurf zum eingewechselten Mölders, der mustergültig den mitgelaufenen Benjamin Kindsvater bediente. Dieser drückte den Ball zum 2:0-Endstand über die Linie.

Das Zahlenduell: Mit einem Gesamtmarktwert des Kaders von 5,55 Millionen Euro sind die Löwen ja bekanntlich im Mittelfeld der Tabelle. Dass der fiktive Wert einer Mannschaft nicht immer aussagekräftig ist, verdeutlicht der Absteiger aus Braunschweig: Im Ligavergleich rangiert die Eintracht mit 6,18 Millionen Euro sogar auf dem vierten Rang, in der 3.Liga-Tabelle nehmen die Niedersachsen hingegen aktuell den viertletzten Platz ein. Doch trotz der Tabellensituation sind die Blau-Gelben gut in Form. Wohl auch deshalb ist die Heimmannschaft in dieser Begegnung für die Buchmacher von Tipico Favorit. Mit jeweils einen Einsatz von 100 Euro bekäme man für einen Erfolg der Braunschweiger lediglich 230 Euro zurück, bei einem Auswärtserfolg würde sich die Geldbörse auf 310 Euro füllen.

Das sagt der Gegner: „1860 ist eine sehr zweikampfstarke Mannschaft, die körperlich robust und individuell sehr gut ist. Sie haben mit Owusu und Mölders vorne zwei gefährliche, körperlich präsente Stürmer. Der TSV spielt es meistens aus einer 4-4-2-Formation heraus. Wenn man sich die Tabelle und die Ergebnisse aus den letzten Wochen anschaut, zeigt das schon, dass Sechzig zurzeit eine der besten Mannschaften in der Liga ist. Es ist ein harter Brocken, aber wir sind natürlich nicht chancenlos. In dieser Liga ist niemand chancenlos“, erklärte Eintracht-Trainer André Schubert.

Das Zuschauer-Interesse: Für die Auswärtsfahrt zum Traditionsduell der Löwen richtete die Fanszene einen Sonderzug ein. Damit werden die Löwenspieler um Kapitän Felix Weber in der Fremde eine starke Unterstützung von etwa 1.700 weiß-blauen Anhängern erwarten können. Auch für kurzentschlossene Fans beider Lager warten an den Tageskassen noch genügend Restkarten.

Der Schiedsrichter: Leiten wird das Spiel dEric Müller vom FC Union 60 Bremen. Der 1.94 Meter große Referee pfeift seit 2016 Spiele in der 3. Liga und kam auch in dieser Saison bereits zu sieben Einsätzen in der untersten deutschen Profispielklasse. Auch mit dem TSV 1860 hatte Müller bereits Kontakt: Im Oktober fungierte das Schiedsrichtertalent bereits beim 1:1-Unentschieden gegen die Kickers aus Würzburg als Unparteiischer. Dabei erreichte er die „kicker“-Note 3 und verteilte vier Gelbe Karten, sowie einmal die Ampelkarte gegen Würzburgs Gnaase. Schiedsrichter Eric Müller feierte am gestrigen Freitag übrigens seinen 29. Geburtstag.

Die TV-Übertragung: Auch diesmal bleibt die Mattscheibe für alle Fans ohne Magenta-Sport-Abo schwarz: Wieder überträgt der BR das Löwenspiel nicht live und Bewegtbilder gibt es ausschließlich nur in Verbindung eines Vertrages beim Telekommunikationsunternehmen.

Die Wetter-Prognose: Der Sommer klopft langsam an in Deutschland und vertreibt die Tristesse vom grauen Himmel und den dicken Winterjacken. Bis zu 17 Grad erwarten die Niedersachsen zum Anpfiff und es sollte trotz vereinzelter Wolken trocken bleiben. Beste Voraussetzungen für ein tolles Traditionsduell für alle mitgereisten Löwen.

So brüllt der Löwe: Hiller - Steinhart, Weber, Lorenz, Paul - Wein, Bekiroglu, Kindsvater, Lex - Mölders, Owusu.

So tippt db24: Braunschweig - 1860 1:1.