VON OLIVER GRISS

Eigentlich sollten die Löwen einfach nur ein paar 100 Meter weiter rüber in die Seitenstraße blicken, wie der Fußball heutzutage funktioniert: Beim FC Bayern wird der Münchner Autobauer BMW, mit dem der TSV 1860 in den letzten Jahren liebend gerne mehr als nur geflirtet hätte, einsteigen und Audi als Anteilseigener ablösen - für über 800 Millionen Euro. Eine irre Summe.

Natürlich ist es selbstredend, dass die Blauen die Roten nicht kopieren dürfen, sondern einen eigenen erfolgreichen Weg anstreben sollten. Aber klar ist auch: Der Fußball ist nicht in den 80er Jahren hängengeblieben, sondern entwickelt sich immer weiter - mit gigantischen Summen. Das Kapital wird immer wichtiger, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Und was läuft bei 1860? Der Verein verkündet via Newsletter immer mal wieder Firmen-Mitgliedschaften in Höhe von 500 Euro. Mal mit einem Tattoostudio. Oder einem Fanclub. Alles eine nette Sache, doch um wirklich wieder am großen Rad zu drehen und ein paar Schritte nach vorne zu machen, benötigt der TSV 1860 ganz andere Summen.

Wer soll im Sommer als Präsident des TSV 1860 bestellt werden?

Umfrage endete am 21.03.2019 21:00 Uhr
Saki Stimoniaris
73% (2643)
Robert Reisinger
16% (578)
Mister X
9% (314)
Hubertus Benedikt Reich
2% (88)

Teilnehmer: 3623

Nachdem der Verein unter der aktuellen Führung weder Darlehen noch Genussscheine in der “Zusammenarbeit” mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik akzeptiert, könnte Saki Stimoniaris, Präsidentschaftsbewerber, ein Türöffner für 1860 sein. Selbstbewusst hat er jetzt in einem SZ-Interview verkündet, dass er die viel, viel bessere Wahl als Robert Reisinger wäre. Für die einen sind das zu forsche (und zu überhebliche) Töne, für die anderen nicht wirklich verwunderlich. Stimoniaris ist eine ganz andere Hausnummer als Reisinger. Er braucht nicht Hasan Ismaik, um zu glänzen.

Ein Blick in Stimoniaris’ Vita genügt auch, um ihm zuzutrauen, dass er dem TSV 1860, mehr als alle anderen, helfen kann: Unter anderem ist zu lesen, dass der 47-Jährige MAN-Betriebsratschef und VW-Aufsichtsrat ist. VW ist der größte europäische Autohersteller. Stimoniaris sitzt demnach mit den ganz Großen der deutschen Wirtschaft am Verhandlungstisch. Wer sich in diesem Business ein wenig auskennt, weiß: Sponsorings werden nicht über eine Anfrage ausgehandelt, sondern via Netzwerk finalisiert. Zufälligerweise ist VW-Chef Herbert Diess ein Löwe. Nicht wegen der blauen Ist-Zeit, sondern wegen Torwart-Idol Petar Radenkovic. Durch ihn wurde Diess ein Blauer. Und mit ein bisschen Weitblick könnte der TSV 1860 diese Verbindung für sich nutzen - erst recht, um die Bayern nach ihrem BMW-Deal am Standort München ein wenig zu ärgern.