VON OLIVER GRISS

“Momentan sind wir nicht handlungsfähig.” Dieser Satz stammt von Löwen-Trainer Daniel Bierofka. Er lässt tief blicken in die Zukunft des TSV 1860.

Auslöser war am Donnerstagmittag die Frage, ob die Löwen auf Drittliga-Torjäger Manuel Schäffler vom SV Wehen-Wiesbaden weiterhin ein Auge werfen. Der Vertrag des 30-jährigen Stürmers läuft aus, er wäre demnach ablösefrei. Ein Spieler, den man aufgrund seiner Torquote und Verbundenheit zu Sechzig blind verpflichten könnte. Doch wenn man den Aussagen von Bierofka glaubt, dann ergibt es gar keinen Sinn, mit Schäffler überhaupt Kontakt aufzunehmen. Eine bezeichnende Situation für das neue Sechzig.

Der Grund: Es fehlen aktuell die Gelder, um zusätzlich zum Bestandskader für die Saison 2019/2020 Verstärkungen zu verpflichten. Und das, obwohl im vergangenen Sommer noch breite Aufstiegseuphorie angesagt war und sogar Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik trotz Anfeindungen aus dem Vereinsumfeld sich bereit erklärte, zwei Millionen Euro in Form von Genussscheinen zur Verfügung zu stellen. Also mehr oder weniger geschenkt. 1,5 Millionen Euro davon waren zur Überraschung Vieler schon nach sechs Monaten verbraucht - obwohl das Geld ursprünglich für zwei Spielzeiten vorgesehen und eingeplant war.

Wer soll im Sommer als Präsident des TSV 1860 bestellt werden?

Umfrage endete am 21.03.2019 21:00 Uhr
Saki Stimoniaris
73% (2643)
Robert Reisinger
16% (578)
Mister X
9% (314)
Hubertus Benedikt Reich
2% (88)

Teilnehmer: 3623

Im Winter hatte Geschäftsführer Michael Scharold noch versichert, dass der Verein über 10 Millionen Euro Umsatz in der Saison generiere. Im Sommer wird die KGaA aber trotzdem wieder einen Verlust von über zwei Millionen Euro schreiben. Wo versacken bloß die Gelder beim TSV 1860? Sind die Aufwendungen für das Gesamtpaket Grünwalder Stadion (Miete, VIP-Alm, Sicherheit, MVV) doch wesentlich höher als nach dem Auszug aus der Allianz Arena suggeriert wird? Die Kultstätte in Giesing ist mit 15.000 zahlenden Zuschauern nahezu immer ausverkauft. Davon können selbst manche Zweitliga-Vereine nur träumen, von Drittligisten gar nicht zu reden.

Präsident Robert Reisinger hatte bei seiner Machtübernahme im Sommer 2017 klare Transparenz versprochen, von erfolgreichen Sponsoren-Akquisition ganz zu schweigen. Mittlerweile ist der Unternehmensberater aus Kirchheim schon 21 Monate im Amt, ohne klare Akzente zu setzen, beziehungsweise dem Profi-Fußball beim TSV 1860, dem Aushängeschild des Vereins, eine faire und nachhaltige Zukunft zu geben. Das einzige was Reisinger vorgegeben hat, ist ein fataler Konsolidierungskurs, der Sechzig mitten ins Mark trifft und die sportliche Zukunft des Vereins massiv gefährdet. Träume von der Zweiten Liga, die nicht nur von Geschäftsführer Scharold, sondern auch von Reisinger propagiert wurden, können weit nach hinten gestellt werden. Das Gegenteil, ein sportlicher Rückschritt, ist mehr als zu befürchten. Mit diesem Kurs kann selbst der beste Trainer nichts erreichen. Mehr als der Klassenerhalt in der Dritten Liga ist auch in der neuen Spielzeit kaum vorstellbar.

Hoffentlich gibt es noch ein Umdenken in Giesing, bevor es zu spät ist.