VON OLIVER GRISS

Eigentlich hatte die aktive Fanszene zur Rückkehr in die Heimat eine Selbstregulierung in und rund um das Grünwalder Stadion versprochen, um sich von seiner besten Seite zu zeigen und Pluspunkte im angekratzten Verhältnis mit der Stadt München zu sammeln.

Das ging auch lange Zeit gut - doch die heftigen Pyro-Vorfälle bei der 1:2-Heimniederlage gegen Hansa Rostock in der Westkurve dürften weder den Stadtoberen noch den Vereinsbossen gefallen haben. Einerseits kämpft der TSV 1860 für eine langfristige Stadion-Zukunft auf Giesings Höhen (wenn möglich auch noch mit einem Umbau inklusive Kapazitätserweiterung), andererseits wird die Zusammenarbeit mit der Stadt mit den Füßen getreten. Wer will schon einen Mieter, der sich nicht an die Spielregeln hält. Aus der Fanszene heißt es, man wollte den Rostockern mal zeigen, dass man auch durchaus im Stande ist, eine große Pyro-Party zu veranstalten. Die Rostocker zählen in der Ultra-Szene zu den Vorreitern - da wollte sich die aktive Fanszene des TSV 1860 nicht lumpen lassen und ihrerseits “Muskeln” zeigen. Für die Pläne des TSV 1860 war dieses Vorgehen jedenfalls mehr als kontraproduktiv.

Dass das Spiel mit dem Feuer nicht nur das chronisch klamme Konto der Löwen belastet (die Fußball-Firma schreibt im Sommer wieder ein deutliches Millionen-Minus!), sondern der Verein schwer an Image einbüsst, das war den vermummten Zündlern bei ihrer grün-goldenen Pyro-Parade so was von schnuppe. Auch, dass sich löwen-affine Familien in Zukunft zweimal überlegen werden, in diesem gefährlichen Umfeld wieder Tickets zu kaufen und den Verein somit zu unterstützen. Insbesondere Frauen und Kinder schrecken Bilder wie am vergangenen Sonntag ab.

Erstaunlich ist, dass sich weder Präsident Robert Reisinger noch Geschäftsführer Michael Scharold, der für diesen Bereich eigentlich zuständig ist, offiziell von dieser Fanaktion distanziert haben. Für das DFB-Sportgericht wird nicht nur das Feuer in der Westkurve und die damit verbundene zweiminütige Spielunterbrechung bei der Bewertung der Geldstrafe relevant sein, sondern auch die jüngsten Beleidigungen auf Plakaten. War beim 2:1 in Cottbus noch ein Banner mit “Fick Dich, Hasan!” in Anspielung auf die Bildbearbeitungsposse auf der 1860-Webseite zu lesen (Ismaik hatte damit nichts zu tun), hob ein 1860-“Fan” gegen Rostock fast über die gesamte Spielzeit ein Plakat in die Höhe mit der Message: “Ossi-Schweine”. Dazu wurde ein Messer abgebildet. Meinungsfreiheit ist wichtig, aber nicht in diesem Ton. Die Löwen werden ihr Sicherheitssystem neu überdenken müssen.