VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Die Löwen nur ein kleiner Stadtteilverein? Mitnichten! Vielleicht sollte 1860-Präsident Robert Reisinger einfach mal diese Zahlen verinnerlichen…

Die Löwen sind in der Dritten Liga so etwas wie der Quotenkönig: Nach einer Statistik von “Magenta Sport” ist der TSV 1860 der Verein, der die höchste Aufmerksamkeit von allen 20 Drittliga-Mannschaften erzeugt. Die Bierofka-Elf liegt mit einer Durchschnittsreichweite von 420.000 Fußball-Fans pro Spiel auf Platz 1 - noch vor Lautern (400.000) und Rostock (360.000). Ein Beweis mehr, dass der TSV 1860 nach dem Zwangsabstieg 2017 von seiner Attraktivität nichts eingebüßt hat. Auch in der Auswärtsfahrer-Tabelle grüßen die Löwen mit 2787 Zuschauern pro Spiel von Platz 1.

Doch diese Statistik ist gleichzeitig auch eine Verpflichtung für die Bosse, den Verein wieder professioneller und zukunftsorientierter aufzustellen. Natürlich ist es ratsam, nicht in Saus und Braus zu leben und mit den Millionen wie in der Vergangenheit um sich zu werfen, jedoch muss das Zugpferd des Klubs, die erste Fußball-Mannschaft, so unterstützt werden, dass im nächsten Jahr der Sprung in die Zweite Liga gelingt. Ein Klub wie 1860, der nicht 18 sondern 20 (!) Jahre Erstligist war, darf sich nicht zum Ziel setzen, in der “Ewigen Drittliga-Tabelle” eine gute Position einzunehmen.

Natürlich ist es auch möglich, mit wenig Geld viel zu erreichen. Doch die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Deswegen dürfte der von Reisinger ausgerufene Konsolidierungskurs wie eine Ohrfeige für Daniel Bierofka wirken. Bierofka ist seit dem unvergessenen Werner Lorant der erste Löwen-Dompteur, dem man seriös zutraut, die Mannschaft nach vorne zu entwickeln. Bekommt Bierofka das Gefühl, bei 1860 im Stich gelassen zu werden, wird er mittelfristig anders planen müssen.

Man kann durchaus Darlehen bzw. Genußscheine von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik ablehnen, jedoch ist es im Umkehrschluss aber auch zwingend erforderlich, neue Geldquellen zu entdecken und dadurch sportliche Ziele auszugeben. Und genau dieser Plan fehlt Reisinger und seinem Team, zumindest wurde er noch nicht kommuniziert. Mit dem Finger auf die KGaA oder auf Vermarkter Infront zu zeigen und Verantwortung abzugeben, ist falsch, schließlich war es “Verteidigungsminister” Reisinger höchstselbst, der mit Hilfe von 50+1 Geschäftsführer Michael Scharold durchgesetzt hat. Und deswegen wird Reisinger, der seit 21 Monaten im Amt ist, an seinem Wirken gemessen.