VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

In Kürze dürfte Daniel Bierofka (40) sein Trainer-Diplom in Empfang nehmen: Heute und am Mittwoch hat der Löwen-Dompteur die finalen Prüfungen in der Hennes-Weisweiler-Akademie, um sich dann Fußballlehrer nennen zu dürfen. Nach dem 2:1-Sieg in Cottbus stellte sich Bierofka db24 exklusiv zum Interview:

db24: Erst das 2:1 gegen Aalen, nun das 2:1 in Cottbus: Herr Bierofka, perfekter kann eine Woche nicht laufen, oder?

DANIEL BIEROFKA: Das war extrem wichtig für die Mannschaft, aber auch für mich, weil ich jetzt mit einer ganz anderen Energie in die letzte Prüfungsphase starten kann. Was toll ist: Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie Spiele wieder gewinnen kann. Gerade in der zweiten Hälfte in Cottbus hat man gesehen, welche Power sie im Tank hat, noch einmal zuzulegen und Chancen zu kreieren. Wir haben die richtige Taktik gewählt (lacht). Mich freut es sehr, dass Stefan Lex getroffen hat - und auch Prince Owusu zum zweiten Mal als Joker getroffen hat. Das macht mich sehr zuversichtlich für die nächsten Wochen.

War das schon die halbe Miete auf dem Weg zum Klassenerhalt? Aktuell sind die Löwen Tabellenneunter…

Nein, wir dürfen jetzt keinen Zentimeter nachlassen. Ich warne vor Selbstzufriedenheit. Es wird ein knallharter Kampf bis zum Schluss. Die unteren Mannschaften punkten alle. Acht Punkte Vorsprung sind schnell wieder weg, wenn die Konzentration nachlässt. Wir müssen gegen Hansa Rostock weitermachen. Aber es bereitet mir natürlich mehr Freude, die Tabelle so zu sehen, als andersrum.

Unzweifelhaft ist, dass sich Ihre Löwen wieder als Verbund präsentieren…

Richtig! Mich erinnert dieser Zusammenhalt stark an die Mannschaft in der Regionalliga. Wir hatten in der Hinrunde unsere Probleme, teilweise innerhalb der Mannschaft, weil ich auch vielleicht öfter nicht da war. Aber seit einigen Wochen sehe ich wieder den Geist, das Kollektiv, wie sich alle freuen. Man sieht das ganz deutlich: Wenn wir ein Tor schießen, dann springt die ganze Bank auf. Das war nicht immer so. Jeder ist für den anderen da - diese Hingebung macht mich stolz.

Was war die Initialzündung für diese Wende?

Ich denke, wir hatten im Januar in Oliva Nova ein sehr gutes Trainingslager. In Spanien sind wir enger zusammengerückt. Man kann schon sagen: Der Geist von Oliva hat uns zusammengeschweißt. Wie auch schon im Vorjahr, als wir in die Dritte Liga aufgestiegen sind. Man spürt, wie die Mannschaft geschlossen ist - selbst diejenigen, die nicht im Kader sind, leben das Wir-Gefühl mit. Ich will hierbei Kristian Böhnlein herausheben. Wie der trainiert und die Mannschaft pusht, ist großer Sport. Er hat die Rolle von Luci Aigner oder Felix Bachschmid eingenommen. Solche Spieler sind für mich genauso wichtig wie die Spieler in der Startelf, vielleicht sogar noch wichtiger. Das sind die Jungs, die die Mannschaft nach vorne treiben.

Sie haben Jan Mauersberger zurück in die Start-Elf geholt - er bedankte sich mit einer Top-Leistung gegen Cottbus. Wie kam der Sinneswandel?

Ich weiß, was ich an Mauer habe. Er hat schon im Trainingslager gezeigt, dass er eine Verstärkung ist. Schon letztes Jahr war er eine tragende Säule. Jetzt in der Phase, in der wir sind, brauche ich erfahrene Spieler, die das alles schon einmal erlebt haben. Und Mauer hat seine Sache in Cottbus richtig gut gemacht. Ich bin sehr glücklich, dass ich ihn aufgestellt habe.

Getroffen dürfte Sie als Gesicht der Mannschaft vor allem die Pfiffe der Fans beim 2:1-Sieg gegen Aalen getroffen haben. Wie nehmen Sie das wahr?

Das tut weh! Zunächst muss ich sagen, die Kurve unterstützt uns auch in dieser Saison wieder riesig, aber außenrum sollten die Leute überlegen, wer im letzten Jahr die Kohlen aus dem Feuer geholt haben. Es waren genau diese Jungs, die den Weg von der Regionalliga in die Dritte Liga mitgemacht haben. Heute standen acht Spieler aus dem Aufstiegsjahr in der Anfangsformation. Sie haben es verdient, unterstützt zu werden, auch wenn sie mal Fehler machen. Man kann dieser Mannschaft nichts absprechen, dass sie nicht alles gegeben hätte. Auch beim 1:2 gegen Osnabrück, als sie mit zehn Mann nah an einer Sensation waren. Fehler passieren immer, aber sie brauchen die bedingungslose Unterstützung der Fans.

Ihnen wird von diversen Seiten vorgeworfen, dass sich die Mannschaft nicht entwickeln würde. Wie sehen Sie das?

Das sehe ich anders: Wir haben schon gegen Aalen richtig gut gespielt. Gegen eine Abwehrkette mit sieben Spielern musst du als Heimmannschaft erst einmal durchkommen - und wir haben auch in Cottbus gute Ballpassagen gehabt und über weite Strecken dominant gespielt. Man sollte der Mannschaft auch mal Zeit geben und nicht den Stab über sie brechen. Die Dritte Liga ist kein Zuckerschlecken. Und ich denke schon, dass ich das beurteilen kann. Ich sehe sehr viele Spiele. Es geht erst einmal darum, den Kampf anzunehmen - dann kommt das Spielerische. Aber auch hier sind wir auf einem guten Weg.

Kann Simon Lorenz gegen Rostock spielen?

Ich denke, ja. Am Anfang hat das nicht so gut ausgesehen. Ich hatte mit einer Gehirnerschütterung gerechnet. Aber jetzt hat er nur einen Cut. Ich habe gehört, dass das bei den Mädels ganz gut ankommt (lacht).