VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Seit ein paar Tagen ist Günther Gorenzel offiziell Geschäftsführer des TSV 1860. Während es sportlich nach oben geht, bereiten die wirtschaftlichen Voraussetzungen große Sorgen. Das db24-Interview mit dem Österreicher.

db24: Herr Gorenzel, das 2:1 in Cottbus war der zweite Sieg in Folge: Wie groß ist die Erleichterung?

GÜNTHER GORENZEL: Wir haben gewusst, dass die Spiele gegen Aalen und Cottbus richtungsweisend sind. In der Hinrunde haben wir aus den Spielen Aalen, Cottbus und Rostock sieben Punkte gemacht - wir haben der Mannschaft im Vorfeld gesagt, dass wir uns daran orientieren müssen, ohne eine Punktezahl auszugeben. Von dem her war der Sieg in Cottbus verdammt wichtig für uns.

Die ordentliche Platzierung mit Rang 8 könnte für die nächsten Wochen neue Kräfte freisetzen.

Wir haben vor Saisonstart gesagt, dass wir uns mit unserem Budget im Mitteldrittel der Tabelle bewegen werden (4,6 Millionen Euro, d. Red). Aber wir reden immer von einer Momentaufnahme: Einmal bewegst du dich nach unten, dann wieder nach oben. Und weil wir zuletzt gegen zwei Gegner hinter uns gespielt haben, sind wir ein paar Plätze nach oben geklettert.

Die Mannschaft hat in Cottbus über weite Strecken sehr abgeklärt agiert.

Das sehe ich auch so: Die Mannschaft entwickelt sich. In vielen Situationen, in denen wir Spiele in der Hinrunde noch kippen haben lassen und aus der Hand gegeben haben, spürt man, dass die Mannschaft mittlerweile abgebrühter wirkt und aus den Fehler zum Saisonstart lernt.

Auch die Hereinnahme von Abwehrroutinier Jan Mauersberger hat sich im jeden Fall bezahlt gemacht…

Für mich war es ein Sieg des Kollektivs, aber der Mauer hat natürlich seine ganze Erfahrung in die Waagschale geworfen. Es war ein Spiel mit vielen hohen Bällen, mit vielen Strafraumsituationen und da hat der Jan einfach seine Qualität.

Der Konsolidierungskurs bei 1860 ist jetzt fix: Wie geht’s jetzt weiter?

Ich kenne jetzt die Zahlen im Detail. Wir müssen im Detail noch gewisse Budgets aufteilen für die Lizenzierung. Es führt kein Weg am Konsolidierungskurs vorbei. Wir werden jetzt alle intern informieren: Die Mannschaft, den Staff, die Trainer - und auch im NLZ die Mitarbeiter, was durch die Umstrukturierung auf uns zukommt. Und dann werden wir das auch in der Öffentlichkeit kommunizieren und mit einer realistischen Zielsetzung in die neue Saison gehen.

Was hat der Sparkurs für die einst so erfolgreiche 1860-Jugendarbeit für Konsequenzen?

Das will ich erst intern kommunizieren, alles Schritt für Schritt.

Die derzeitige sportliche Entwicklung ist nicht hoch genug zu bewerten, zumal Cheftrainer Daniel Bierofka aufgrund seiner Doppelbelastung mit der Fußball-Lehrer-Prüfung in Hennef oft nur das Abschlußtraining leiten konnte…

Wenn man die letzten zehn Jahre im deutschen Fußball durchgeht, dann weiß ich nicht, ob das fünfmal funktioniert hat. Daniel hat das gemeistert. Das verdient meinen allerhöchsten Respekt. Die Belastung ist riesengroß, das kann man sich nicht vorstellen - und Daniel trainiert ja nicht irgendeine Mannschaft, sondern 1860 München. Es hat aber auch nur funktioniert, weil wir das im Team aufgefangen haben und uns blind vertrauen: Die Co-Trainer, Daniel und ich. Und jetzt wünschen wir Daniel für die nächsten drei Tage in Hennef alles Gute, damit er seine letzten drei Prüfungen besteht. Dann ist das Ding gegessen und Daniel kann sich wieder voll auf 1860 konzentrieren.

Die Mannschaft hat nach dem 1:0 von Stefan Lex das Trikot des verletzten Quirin Moll symbolisch in den Himmel gehalten, als wollte sie sagen: “Wir sind in Gedanken bei Dir!”

Der Zusammenhalt ist unser Faustpfand, wir sind ein Team. Wir leben das tagtäglich vor. Quirin hat jetzt eine schwere Zeit vor sich, weil die ein oder andere Komplikation dazu gekommen ist. Von dem her wünschen wir Quirin alles Gute!