VON OLIVER GRISS

Vielleicht wäre es ganz gut gewesen, hätte sich Geschäftsführer Michael Scharold im Trainingslager in Oliva Nova sehen lassen und sich selbst ein Bild über die Verfassung der Mannschaft gemacht, um so die Situation besser einschätzen zu können: In der Offensive krankt’s gewaltig!

In beiden Tests gegen die Zweitligisten Darmstadt (0:1) und Bielefeld (1:2) konnte der Löwe aus dem Spiel heraus kein Tor erzielen - und jetzt ist der TSV 1860 bereit, mit Adriano Grimaldi auch noch seinen besten Stürmer zu einem Konkurrenten nach Uerdingen abzugeben. Ein gefährlicher Poker, der das Klassenziel der Löwen stark gefährden könnte.

Das Problem: Das Offensivspiel ist aufgrund der Abwesenheit von Grimaldi und den Verletzungen von Benny Kindsvater und Stefan Lex nicht variabel genug, um den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Aufstiegsheld Sascha Mölders (33) müht sich zwar, bekommt aber kaum brauchbare Zuspiele. Und Nico Karger ist zu wechselhaft in seinen Leistungen, viel zu selten setzt er seine vorhandene Schnelligkeit ein und sorgt für Torgefahr - und Efkan Bekiroglu ist zwar ein richtig guter Kicker, nimmt sich aber viel zu viele Künstlerpausen. Rechtsaußen Marius Willsch ist zwar robust, aber torungefährlich. Einige Aufstiegshelden haben an der Costa Blanca verraten: Die Dritte Liga sei mit der Regionalliga überhaupt nicht zu vergleichen, der Unterschied riesengroß. Deswegen ist das Leistungsgefälle in der Mannschaft inzwischen auch gewaltig.

Noch bis zum 31. Januar bleibt Zeit, den Kader mit Qualität aufzumotzen. Beiden Gesellschaftern sollte klar sein: Ein sportlicher Abstieg käme 1860 teurer als eine neue Offensivkraft. Ob das allen bewusst ist? Man bekommt langsam seine Zweifel. Man wartet auf ein Machtwort von 50+1-Präsident Robert Reisinger.