VON OLIVER GRISS

Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte Adriano Grimaldi noch ambitionierte Ziele mit dem TSV 1860. Er erfreute sich am Projekt, er wollte mit dem Verein in die Zweite Liga zurückkehren. Er war begeistert vom Hype bei den Löwen. Dementsprechend präsentierte sich der Stürmer - ausgestattet mit einem ordentlichen Dreijahres-Vertrag - an der Grünwalder Straße, stieg in Rekordzeit zum Publikumsliebling auf. Einige verpassten ihm sogar den Kosenamen “Grünwaldi”, weil er als Kämpfernatur einfach perfekt in die Giesinger Fußball-Kathedrale passte.

Die Gegenwart im Januar 2019 ist anders: Grimaldi plant den Blitzabflug, weil mit dem KFC Uerdingen ein Klub angeklopft hat, der zwar nicht im Ansatz die Performance und Strahlkraft wie 1860 hat, aber dafür mit dem reichen Russen Michail Ponomarew einen Investor in der Hinterhand, der ganz andere Gehälter als die Löwen bezahlen kann. Seit Oktober buhlen die Krefelder um Grimaldi. Es wird spekuliert, dass der Aufstiegskandidat Gehälter bis zu 30.000 Euro im Monat für seine Topkräfte löhnt. Bei 1860 gibt es dagegen eine Gehaltsobergrenze, die deutlich darunter liegt…

Sportchef Günther Gorenzel sagt, dass man sich nicht von Grimaldi erpressen lassen werde, doch Trainer Daniel Bierofka wird in den nächsten Tagen trotzdem ganz genau in seine Mannschaft reinhorchen müssen, ob es überhaupt Sinn hat, einen unzufriedenen Spieler wie Grimaldi zu halten. Beim Neujahrsempfang der Löwen am Samstagabend beim “Spöckmeier” in der Münchner Innenstadt war Grimaldi dabei. Als gebrandmarkter Außenseiter wurde der 27-Jährige jedenfalls nicht wahr genommen. Grimaldi postete auch Bilder von der Veranstaltung auf seinem Instagram-Account.

Sportlich sollte Sechzig Grimaldi zu seinem Glück zwingen. Ja, es kann funktionieren, was auch ein Beispiel von der Säbener Straße beweist: Als sich Topstürmer Robert Lewandowski vor einiger Zeit zu Real Madrid pöbeln wollte, blieben die Bayern hart. Heute trifft der Pole wieder regelmäßig für seinen Verein. Mittlerweile kann sich Lewandowski sogar vorstellen, seine Karriere in München zu beenden. Der Fußball ist schnellebig.

Falls sich der TSV 1860 trotzdem für einen Verkauf entscheidet, sollten die Veranwortlichen in sich gehen und hinterfragen: Gibt der Markt einen adäquaten Ersatz für Grimaldi her, um das Ziel Klassenerhalt in der Dritten Liga nicht zu gefährden. Bekanntlich ist es im Winter äußerst schwer, gute Spieler zu bekommen, es sei denn, man greift tief in die Tasche (siehe Saison 2016/2017). Wichtig wird aber auch sein, dass der Verein nicht nur einen guten Verkaufspreis für Grimaldi festlegt (Qualität kostet Geld!), sondern auch von Geschäftsführer Michael Scharold gesichert wird, dass eine mögliche Ablöse (alles unter 600.000 Euro ist nicht akzeptabel - plus Aufstiegsbonus?) trotz Sparkurs in die Mannschaft sofort refinanziert werden kann. Sollte Scharold diese Bedingung nicht garantieren können, müssen die Löwen von einem Grimaldi-Verkauf die Finger lassen!