VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Wer will es Michael Scharold verdenken. Am Dienstagnachmittag schaltete der 1860-Geschäftsführer in den Verteidigungsmodus und rechtfertigte die abgeblasene Weihnachtsfeier damit, dass sie nicht aus Finanznot, sondern aus “organisatorischen Gründen” abgesagt werden musste. Aber was heißt das genau? Wusste man nicht, dass Weihnachten am 24. Dezember ist und zwei Tage zuvor das letzte Spiel des Jahres gegen den 1. FC Kaiserslautern ausgestragen werden muss? Scharold wolle nun einen Neujahrsempfang am 5. Januar - den Austragsort konnte oder wollte der 1860-Boss vor versammelter Presserunde freilich noch nicht verraten.

Nun der Reihe nach: In der vergangenen Woche sollten sich die Spieler nach dieblaue24-Informationen für die anstehende Weihnachtsfeier auf einem Zettel eintragen. Ein paar Tage später wurde die Liste im Kabinentrakt wieder abgehängt - der Mannschaft wurde mitgeteilt: Die Löwen-Party ist aus Kostengründen gestrichen. Das bestätigte auch Daniel Bierofka gestern gegenüber dieblaue24: “Die Weihnachtsfeier ist leider abgesagt worden. Wir können uns das momentan nicht leisten. Vielleicht gehe ich jetzt am Samstag auf die Weihnachtsfeier in Feldmoching.” Bierofka ist mit Unterbrechungen seit 2000 beim TSV 1860 - und ist in dieser Zeit nicht mit Flunkerei aufgefallen. Im Gegenteil: Bierofka ist ein Wahrheitsverfechter. Scharold: “Dass das beim Trainer nicht angekommen ist, liegt daran, dass Daniel Bierofka wichtigere Themen hat.” Der Mannschaft war dieses Chaos dann doch zu viel: Sie traf sich auf Eigeninitiative und feierte gestern ohne die Geschäftsstelle Weihnachten.

Geht’s den Löwen finanziell also doch ganz gut? Mitnichten. Scharold gab zu, dass er - wenn sich beide Gesellschafter nicht über einen neuen Finanzplan einig werden, den Rotstift ansetzen müsse. “Wenn sie sich nicht einigen, muss ich die Konsequenzen ziehen. Die Dritte Liga ist für alle Vereine schwierig. Wenn nicht zusätzliche Mittel frei werden, dann wird es signifikante Einschneidungen geben”, erklärte der Geschäftsführer am Dienstag.

Was das im Klartext heißt? Möglicherweise wird im Sommer die U21 abgemeldet, auch über das NLZ, einst großes Aushängeschild des TSV 1860, wird an der Grünwalder Straße heftigst diskutiert. Selbst, dass in der Winterpause es zu Verkäufen von Stammspielern kommen kann, wollte Scharold nicht mehr ausschließen: “Wir haben einen relativ großen Kader und den kann man sicherlich kleiner machen.”