VON OLIVER GRISS

Der gebürtige Oberpfälzer Hubert Pöllmann (65) ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Löwen-Fan - jetzt bringt er den TSV 1860 ins Kino. Heute um 20.30 Uhr kommt es im “Gabriel Filmtheater” (Dachauer Straße 16) zur Weltpremiere von “Ein Leben ohne 60 ist möglich – aber wozu?” Das Interview mit dem Filmemacher:

db24: Herr Pöllmann, warum ein Film über 1860?

HUBERT PÖLLMANN: Den Ausschlag gab das Sommer-Trainingslager in Obertraun 2017, kurz nach dem sogenannten schwarzen Freitag. Als ich Daniel Bierofka mit dieser Amateurmannschaft mit Jugendspielern gesehen habe, dachte ich mir: Du kannst den Biero jetzt nicht allein lassen. Es war so bitter: Die Mannschaft nächtigte unter spartanischen Verhältnissen in Obertraun. Der Verein hat mir leid getan. Es war ein lebendiger Albtraum. Ich habe meine Kamera ausgepackt und losgelegt. Mich haben diese Bilder so an 1982 erinnert, als uns nach der Riedl-Zeit die Lizenz entzogen wurde und wir in die Bayernliga zwangsabsteigen mussten.

Und doch hat Trainer Bierofka das Unfassbare geschafft und die Löwen innerhalb von 11 Monaten wieder zurück in die Dritte Liga geführt…

Das war ein Wunder! Ich habe mich eigentlich wieder auf zehn Jahre in der Amateurliga eingestellt, doch Bierofka hat das vollbracht, wofür wir ihm ewig dankbar sein müssen. Mit einer etwas besseren U21 ist 1860 aufgestiegen. Diese Leistung ist nicht hoch genug zu bewerten, denn die Bayern waren personell eigentlich viel besser aufgestellt als wir. Und genau deswegen muss man das NLZ mit aller Kraft unterstützen, letztendlich hat das NLZ plus Sascha Mölders und Jan Mauersberger den Aufstieg ermöglicht. Es war ja sonst keiner mehr da…

Wer sind Ihre Zeitzeugen im Film?

Jogi Sattler, ein langjähriger Löwen-Fan, hat mich im Film emotional begleitet. Dazu kommen Franz Hell, Markus Drees, Sigi Nagelstutz oder Jacki Kraus zu Wort. Ich bin auf das Feedback gespannt, es wird Lob, aber auch Kritik geben - das ist normal: Wenn man es genau nimmt, handelt es sich bei dem Film um eine Spielfilm-Doku. Ich habe in den letzten Monaten gespürt: Die Leute wollen reden, reden über ihren Herzensverein, warum es so weit überhaupt gekommen ist. Und in meinem Film, der 90 Minuten dauert, gibt es Antworten auf diese Fragen. Auch von Markus Drees, warum man das Grünwalder im Moment nicht ausbauen kann. Ich will mit diesem Film die Löwen-Fans an die Hand nehmen…

Was passiert mit den Einnahmen Ihrer Löwen-Doku?

Vorab: Ich habe bislang ungefähr 10.000 Euro in dieses Projekt gesteckt. Der Film ist bezahlt, ich muss zwar einen Gewinn fürs Finanzamt machen, aber mir ist wichtig, dass das NLZ massiv unterstützt wird. Ich sage mir: Ohne gute Ausbildung keine gute Löwen-Zukunft. Ich würde mir wünschen, dass der Film zumindest eine fünfstellige Summe einspielt. Ich mache mir große Sorgen um unseren Nachwuchs und frage mich, warum müssen die Eltern schon jetzt dafür bezahlen, dass ihre Kinder bei 1860 spielen dürfen.

In welche Liga gehört aus Ihrer Sicht 1860?

Ich will keine Politik machen: Aber wir müssen zumindest wieder in die Zweite Liga, schon allein wegen der TV-Töpfe. Ich sehe keinen anderen Weg. Und 1860 muss auch den Weg mit Hasan Ismaik gehen.

Warum?

Ich kann mich noch gut an die Zeit unter Karl Heckl (Präsident, Bauherr, Milliardär, d. Red) erinnern. Als er noch da war, hieß es immer: “Der Heckl zahlt schon.” Das war ein geflügelter Satz. Bis er nicht mehr bezahlt hat - und dann kam Lilo Knecht. Das war 1989, da habe ich gerade meinen zweiten Film in Nürnberg gedreht - und plötzlich habe ich einen Anruf von Knecht bekommen: “Herr Pöllmann, Sie sind ja ein Filmproduzent.” Ich: “Naja, ein Filmproduzent nicht unbedingt.” Sie: “1860 braucht Geld.” Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Heckl hatte 1860 schuldenfrei gestellt, nachdem sich Knecht gegen das Erbe von Heckl entschied, weil der Verein schnell Geld brauchte. Das Gesamterbe wäre im dreifachen Millionenbereich gewesen…und genau so hat man bei 1860 immer gerechnet. Und Ismaik muss man mit Heckl vergleichen. Die beiden Gesellschafter müssen sich zusammenraufen.