VON OLIVER GRISS

Der vergangene Mittwoch wäre ein Festtag für Autogrammsammler gewesen: Gerhard Stirner, seit Jahrzehnten Löwen-Fan, hat ein Abschiedsfest für Kult-Wirtin Christl Estermann organisiert - und viele Helden von einst kamen an die Grünwalder Straße. Das db24-Interview mit Stirner:

db24: Herr Stirner, wie kam’s, dass Sie zum Abschied von Christl Estermann Löwen-Helden aus drei Generationen zusammengetrommelt haben?

GERHARD STIRNER: Erstens bin ich ein Sechzger-Fan seit über 50 Jahren, und ich gehe seit über 40 Jahren ans Trainingsgelände. Ich weiß noch ganz genau die Anfangszeit der Christl. Diese Frau hat es verdient, dass man sie gebührend verabschiedet. Sie ist noch eine vom alten Schlag! Ich hatte schon ein paar Mal etwas mit Ehemaligen organisiert - und ich kann mir vorstellen, dass wir uns in dieser Konstellation, wie sie am Mittwoch beinander war, nicht mehr sehen werden.

Macht es Sie stolz, dass so viele Münchner Fußball-Helden gekommen sind, vom FC Bayern waren beispielsweise auch Mucki Brenninger und Peter Kupferschmidt zugegen…

Irgendwie schon (lacht). Ich hatte auch schon die Zusage von Hanjo Weller. Der hat mich dann aber auf dem Weg von Zürich nach München angerufen, dass er wegen Nebels umgedreht ist. Schade, aber ich denke, es war auch so ein tolles Fest, wenn man sich die Liste ansieht, wer alles da war: Lorant, Wettberg, Schwabl, Rebele, Grosser, Lauth, Hofmann, Miller. Mich hat’s auch sehr gefreut, dass auch Trainer Daniel Bierofka kurz vorbeigeschaut hat. Das sind alles Protagonisten, die tief im Löwen-Herzen verankert sind.

Wen hätten Sie noch gerne dabei gehabt?

Ganz klar: Nur Peter Nowak und Paul Agostino habe ich vermisst. Ich habe versucht, beide zu kontaktieren - aber beide haben sich leider nicht gemeldet.

Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung bei 1860?

Ja mei: Ich bin noch oft im Löwenstüberl, zu den Spielen gehe ich seit dem Zwangsabstieg aber nicht mehr.

Warum?

Unter der Leitung von Präsident Reisinger werde ich keine 1860-Spiele mehr besuchen. Mir sagt Herr Reisinger einfach nicht zu. Ich kann Ihnen auch sagen warum: Er hat sich nicht vom “Scheiß auf den Scheich”-Lied distanziert, auch Herrn Drees nicht zurückgepfiffen. Das ist für mich ein No-Go. Ich kann solche Leute in meinem Verein nicht akzeptieren. Deswegen bin ich auch nach 28 Jahren Mitgliedschaft bei 1860 ausgetreten.

Aber Daniel Bierofka hätte Zuspruch verdient…

Ich schätze den Biero sehr, aber ich bin mit der Führung nicht einverstanden. Ich kenne viele Fans, denen es genauso geht wie mir, aber ich gehöre nicht zu den Lauten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich glaube, ich werde die Bundesliga mit 1860 nicht mehr erleben. Und das trifft mich hart.

Was muss passieren, dass Sie wieder Mitglied werden?

Wenn Manni Schwabl Präsident bei 1860 wird, dann bin ich sofort zurück (lacht).