Nach Ihrer erfolgreichen Zeit als Spieler wurden Sie Nachfolger von Werner Lorant: Auf Platz 8 in der Bundesliga wurden Sie entlassen, nach einem 0:6 in Berlin…

Die Entlassung kam für mich wie aus heiterem Himmel. Natürlich hatten wir das Derby gegen Bayern 0:5 und dann mit 0:6 in Berlin verloren. Hinterher stellte sich Torben Hoffmann vor die Presse und sagte: “Das war die falsche Taktik.” Dass ihn der Brasilianer Marcelinho schwindlig gespielt hatte, das erwähnte er nicht. Hoffmann war ein ganz schlauer Fußballer. Es hieß auch in der Presse schnell, die Schuhe von Werner Lorant seien Pacult zu groß. Ich habe uns nicht so schlecht gesehen. Wir hatten gute Ergebnisse. Heinz Wildmoser hat mir das später auch mal erklärt: Der Druck innerhalb des Vereins war aus finanziellen Gründen so groß, dass 1860 unbedingt in den Uefa-Cup musste. Mein Pech war halt auch, dass Falko Götz dem Präsidenten über den Weg lief und ihm den Fußball erklärt hat. Was danach passiert ist, brauche ich nicht zu erklären…

Zuletzt trainierten sie den albanischen Klub FK Kukesi. Warum war’s dort so schnell wieder vorbei?

Ich hatte den Klub auf Platz zwei geführt, wir hatten uns damit das Ticket für die Champions League-Qualifikation gesichert. Nach dem 0:0 im Hinspiel gegen Valletta kam der Präsident in die Kabine und meinte, ich hätte mit der falschen Aufstellung spielen lassen, und außerdem glaubte er, dass wir 3:0 oder 4:0 gegen ein Team aus Malta gewinnen müssen. Danach war’s für mich vorbei, ich wurde beurlaubt.

Für die Pension bin ich noch zu jung

Noch Lust auf den Trainer-Job?

Auf jeden Fall! Für die Pension bin ich noch zu jung. Ich bin für alles offen - und ich gehe fest davon aus, dass sich auch bald wieder etwas tut.

Warum ist es für Sie so schwer, eine gute Adresse zu finden?

Man kennt mein Profil: Das schreckt viele ab. Ich war Trainer bei Rapid Wien, und auch in der deutschen Bundesliga bei 1860. Die Vereine glauben, du bist unbezahlbar. Aber das ist ein Denkfehler.

Lassen Sie uns wieder über 1860 reden: Wie sehen Sie die Entwicklung in München?

Ich habe mich richtig gefreut, dass 1860 die Regionalliga sofort wieder verlassen hat und in den bezahlten Fußball zurückgekehrt ist. Man darf jetzt aber nicht den Fehler machen und sich in der Dritten Liga einnisten. Das wäre fatal. Das Ziel muss mindestens die Zweite Liga, eigentlich die Bundesliga sein. Je länger man in der Dritten Liga verweilt, desto größer werden die Geldsorgen. Deswegen würde ich, sollte man im Winter in Sichtweite zu den Aufstiegsplätzen seien, investieren. Mit Hasan Ismaik hätte der Verein zumindest einen, der das möglich machen könnte…

Ismaik darf Fehler machen - er gibt das Geld

Aber es gibt im Verein eine Bewegung, die gegen ihn arbeitet…

Zuerst muss ich einmal sagen: Ich kenne Herrn Ismaik persönlich nicht. Ismaik hat so viel für den Verein getan. Ohne ihn würde es 1860 in dieser Form nicht mehr geben. Mich ärgern die Leute, die ihn beleidigen, kritisieren und gegen ihn arbeiten. Natürlich hat auch Ismaik Fehler gemacht. Aber er darf Fehler machen, er gibt das Geld und sonst keiner. Welcher Präsident seit Wildmoser hat 1860 Geld gebracht? Sagen Sie mir einen! Mir fällt keiner ein! Sie machen sich auf Ismaiks Kosten ein schönes Leben und arbeiten gegen ihn. Das ist das Allerletzte! 1860 hat nur eine konkurrenzfähige Mannschaft in der Dritten Liga, weil Ismaik wieder Geld zur Verfügung gestellt hat. 1860 ist von Ismaik abhängig. Ich wundere mich, dass der Verein das so unter den Tisch kehrt. Aber wahrscheinlich sind jetzt die am Ruder, die früher immer “Grünwalder Stadion” geschrien haben…

Das Grünwalder Stadion ist seit 20 Jahren das Dauerthema bei 1860…

Jetzt muss ich mal länger ausholen: Der TSV 1860 war schon zu meiner Zeit mit der Grünwalder Stadion-Fraktion konfrontiert. Diese Leute sind nicht gut für den Verein, sie sind immer gegen alles und kontraproduktiv für den Verein. Nach dem Zwangsabstieg haben diese Leute Muskeln bekommen. Ich frage mich aber auch: Warum schweigt die Mehrheit? Wer in der Schule bei Mathematik gut aufgepasst hat, weiß: Im Grünwalder Stadion kannst du vielleicht noch in der Dritten Liga spielen, aber wenn’s höher geht, dann zählt der wirtschaftliche Aspekt noch mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Grünwalder noch einmal Bundesliga-Fußball gespielt wird. Und nochmal: Ich habe gerne in diesem Stadion gespielt, aber 1860 ist ein beliebter Fußball- und kein Stadionverein.

Grünwalder Stadion-Fraktion? Diese Leute sind nicht gut für den Verein!

Ihr ehemaliger Sturmpartner Bernhard Winkler bekam den Hass der Löwen-Mitglieder im Sommer auf der Mitgliederversammlung zu spüren - dabei wollte er nur als Verwaltungsrat helfen…

Was da passiert ist, ist mit nichts zu entschuldigen. Wer einen Bernd Winkler auspfeift, ihm den Mittelfinger entgegenstreckt, hat den TSV 1860 nicht verstanden. Dieses Verhalten war unterste Schublade.

Zurück zum Sport: Was trauen Sie den Löwen in diese Saison zu?

Ich denke, dass 1860 bis zum Schluss vorne mitspielen wird. Die Dritte Liga ist zwar unberechenbar und schwieriger als die Bundesliga, aber Daniel Bierofka ist mit seiner Mannschaft auf einem guten Weg. Ich drücke alle Daumen.

Erklären Sie uns bitte einmal, warum es so schwer ist, Löwen-Trainer zu sein?

Sechzig war genau mein Ding. Für einen auswärtigen Trainer ist 1860 schwer zu verstehen - das ist richtig. Wenn du selbst für diesen Verein gespielt hast, dann ist es relativ einfach. 1860 gehört zu den ganz wenigen Fan-Vereinen in Deutschland, natürlich ist das eine Verantwortung, aber andererseits auch eine Berufung. Die Aufmerksamkeit, die der Verein genießt, davon träumen viele Bundesliga-Vereine. Daniel Bierofka macht einen guten Job. Er ist sehr zielstrebig und hat bewiesen, dass er selbst in einer schwierigen Situation für 1860 arbeiten kann.