VON OLIVER GRISS, BERND FEIL UND ULI WAGNER (FOTO)

Dass die Löwen so einen guten Start in die Dritte Liga hingelegt haben und vor dem Auswärtsspiel in Rostock (Samstag, 14 Uhr, dieblaue24-Liveticker) auf Platz vier liegen, ist kein Zufall - es gibt gute Gründe für den Aufschwung Giesing.

Der Teamgeist: Anders als zu Zweitliga-Zeiten gibt es keine Gruppenbildung bei 1860 mehr. Daniel Bierofka legt sehr viel Wert auf Gemeinschaftssinn. Was dem Trainer besonders imponiert: Das professionelle Verhalten von Vize-Kapitän Jan Mauersberger, der sich trotz seiner Reservistenrolle vorbildlich verhält und weitere Sympathiewerte sammelt. Aber auch die anderen Aufstiegshelden, die nicht mehr erste Wahl sind, mucken nicht auf, denken nicht an sich, sondern ans Team: Romuald Lacazette, der Last-Minute-Neuzugang aus Darmstadt, muss jetzt beweisen, dass er sich in die Gruppe integrieren kann und vor allem auch weiter Deutsch lernt. Als der Franzose zuletzt als erster Profi den Trainingsplatz verließ, gab’s eine Ansage von Sascha Mölders.

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Die Einkaufspolitik: “Wir fühlen uns bestätigt”, sagt Sportchef Günther Gorenzel. Insgesamt elfmal hat der TSV 1860 in der vor zwei Wochen abgelaufenen Transferperiode zugeschlagen - der Kader hat nach dem Drittliga-Aufstieg noch einmal deutlich an Qualität zugelegt. Vor allem Adriano Grimaldi, Quirin Moll, Simon Lorenz und Herbert Paul sorgen für Aufsehen, aber auch die anderen Neuen bringen alles mit, dass der Konkurrenzkampf endlich wieder seinen Namen verdient. Nur der bundesliga-erfahrene Stefan Lex (kam vom FC Ingolstadt) bereitet Sorgen. “Wir werden auch ihn hinbekommen”, verspricht Daniel Bierofka. Man muss beim TSV 1860 lange zurückblicken, dass die Einkaufspolitik so durchdacht war wie unter der Regie des Löwen-Duos Bierofka/Gorenzel.

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Das Trainer-Team: Freilich, Daniel Bierofka ist die große Identifikationsfigur und der große Antreiber an der Grünwalder Straße - doch ohne sein Team dahinter könnte Bierofka nicht so glänzen, insbesondere mit seiner derzeit schwierigen Doppelbelastung von Giesing (1860) und Hennef (Trainer-Lehrgang). Wenn Bierofka fehlt, springen Gorenzel, Oliver Beer, Franz Hübl, Torwarttrainer Harry Huber und Teammanager Fatih Aslan noch mehr in die Bresche. Zuletzt hat der TSV 1860 als Dankeschön auch die Verträge von Beer und Huber um vier Jahre verlängert. Kontinuität ist auf diesen Positionen wichtig.

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Die Standardkönige: Wenn die Löwen zu Freistößen oder Ecken antreten, dann brennt’s lichterloh in den gegnerischen Strafräumen. Sieben von 13 Toren haben die Löwen bereits nach Standards von Phillipp Steinhart, Daniel Wein oder Alessandro Abruscia erzielt - und nach diesen Werten ist die Bierofka-Elf aktuell die beste Drittliga-Mannschaft. Cottbus’ Trainer Pele Wollitz lobt zurecht: “1860 ist die beste Standardmannschaft der Liga.” Die Standards sind eine echte Spezialität, seit Daniel Bierofka die Löwen übernommen hat. Auch in der Regionalliga Bayern war diesneben der Fitness das große Plus.

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Die Fans: Die Anhängerschaft ist seit Jahrzehnten der große Stolz des TSV 1860. Selbst in den bittersten Stunden stehen die Fans wie eine Wand hinter ihrem Verein. Der Löwe zieht immer - egal in welcher Spielklasse. “Diesen Fans kann man nur ein großes Kompliment machen”, sagt 1860-Idol Petar Radenovic: “Ohne diese Fans wäre 1860 nur die Hälfte wert.” Die Heimspiele im Grünwalder Stadion sind immer ausverkauft, und auch auswärts sind die Löwen-Fans spitze. Nach Rostock fahren mehr als 1100 Fans. “Das spricht wieder für 1860. Das ist Wahnsinn. Unsere Fans waren in der letzten Saison unser 12. Mann und sie sind auch heuer ein dickes Faustpfand, wenn sie diese weite Reise auf sich nehmen”, erklärte Gorenzel: “Da kann man nur jedem einzelnen Danke sagen - aber genau das macht Sechzig aus.”

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Die Ruhe in der Führungsriege: Die Vereinsseite sowohl als auch der Ismaik-Clan halten sich zum Wohle des Sports weiterhin zurück - eine angenehme Situation. Und Geschäftsführer Michael Scharold, der von Robert Reisinger mit der 50+1-Regel eingesetzt wurde, wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Spannend könnte es jedoch werden, wenn die Vertragsverlängerungen von Scharold und Sportchef Günther Gorenzel diskutiert werden. Beide Verträge laufen im Sommer 2019 aus. Um den weiteren Weg von 1860 mitgestalten zu können, brauchen beide Funktionäre Planungssicherheit.