VON OLIVER GRISS

dieblaue24: Herr Plattner, Sie sind Trainer des heutigen 1860-Toto-Pokal-Gegners SV Dornach in Heimstetten (18.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker): Wie groß ist die Vorfreude?

TONI PLATTNER (69): Riesengroß! Ich bin ja eigentlich ein Roter, habe ja früher beim FC Bayern gespielt und mit Franz Beckenbauer trainieren dürfen, aber das ist ein absolutes Highlight für unseren kleinen Verein, den Löwen im Toto-Pokal gegenüber zu stehen. Das wird ein großes Fest. Alle sind in heller Aufruhr. Aber wir wissen natürlich auch, dass wir chancenlos sind. Wenn’s 0:5 oder 0:6 ausgeht, dann bin ich glücklich. Uns ist bewusst, dass dieses Spiel für 1860 eine Trainingsseinheit wird. Was ich Daniel Bierofka zusichern kann: Wir sind keine Kloppermannschaft. Wir wollen auch Fußball spielen.
Mit wie vielen Fans rechnen Sie?

Meine Spieler haben 500 bis 700 Tickets verkauft, auch die Löwen orderten im Vorfeld 500 Karten. Wenn’s am Ende 2000 Zuschauer werden, dann können wir uns alle sehr glücklich schätzen. Was mir aber nicht gefällt, ist die Spielverlegung nach Heimstetten. Uns wurde vom Verband gesagt, dass dieses Pokalspiel ein High-Risk-Spiel ist. Ich frage mich: Warum? Die Löwen-Fans sind doch keine Irren. Das ist doch alles übertrieben. Wir müssen in Heimstetten alles bezahlen, aber zum Glück haben sich die Sechziger bereit erklärt, einen Teil der Kosten zu übernehmen.

Verraten Sie uns mal, wie das Farben-Verhältnis in Ihrer Mannschaft ist: Gibt’s mehr Rote als Blaue?

Nein, das hält sich in etwa die Waage. Ich habe mit Markus Hanusch und Stefan Huber auch zwei ehemalige Jugendspieler des TSV 1860 im Kader. Das sind zwei blaue Vollfanaten. Huber ist ein Topstürmer, der hat in Hallbergmoos in der Landesliga 24 Tore geschossen. Er hat mir gesagt, wenn er gegen 1860 trifft, dann jubelt er nicht (lacht).

Sie waren früher als Trainer des TSV Eching und SV Lohhof einige Male dem TSV 1860 in der Bayernliga gegenüber gestanden: An welches Spiel können Sie sich noch besonders erinnern?

Das werden nicht mehr viele wissen: Wir waren mit dem TSV Eching der erste Amateurverein, der ein Heimspiel im Münchner Olympiastadion austragen durfte. Im Mai 1984, wir haben 1:2 gegen 1860 verloren. Die Löwen waren danach Bayernliga-Meister. 12.000 Zuschauer kamen ins Stadion. Eine unglaubliche Kulisse. 1860 war schon immer ein Zuschauermagnet.

Sie wurden in den letzten Tagen in diversen Medien zitiert, dass Sie Karl-Heinz Wildmoser von Eching zu den Löwen holen wollte, er sich dann aber für Willi Bierofka entschied…

Ja.

Wir müssen da aber etwas korrigieren: Wildmoser war Löwen-Präsident von 1992 bis 2004 - und Willi Bierofka wurde 1988 Löwen-Trainer…

Es ist lange her, ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls hat mich ein vermögender Landwirt aus Ismaning, der “Kraus-Jacke”, immer bekniet und gesagt: “Mensch, Plattner! Bewirb Dich bei 1860! Die nehmen dich zu 100 Prozent!” Das habe ich aber nie gemacht.

Wie nehmen Sie den neuen TSV 1860 wahr?

Ich verbinde das neue 1860 vor allem mit Daniel Bierofka. Es war das Richtige, ihn zum Trainer zu machen. Dass der Verein nach den Tiefschlägen im Sommer 2017 sofort wieder aufgestiegen ist, ist allein sein Verdienst. Wenn man zu ihm hält, auch in schlechteren Tagen, wird er Großes bewegen können. Was mir bei den Löwen aber nicht gefällt, ist die ständige Unruhe im Hintergrund, die Eifersüchteleien, die Wichtigmacherei, die Spalterei. Ich wünsche 1860 wieder eine starke Hand wie einst unter Karl-Heinz Wildmoser. Seine Arbeit für diesen wunderbaren Verein war phänomenal. Es ist schade, dass einige wenige es geschafft haben, ihn zu vertreiben…