VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Herbert Paul (24) ist ein spannender Gesprächspartner. Der Neu-Löwe, der ablösefrei von Schweinfurt 05 kommt und als Rechtsverteidiger eingeplant ist, hatte bei seiner Vorstellung im Trainingslager in Bodenmais viel zu erzählen. Der Stoff reicht eigentlich für fünf Schlagzeilen. Paul, der mit dem TSV 1860 vorerst den Klassenerhalt im Auge hat, spricht über:

seine Integration bei 1860: “Es wird immer besser. Die ersten zwei Wochen waren schwierig. Ich bin mit Marius Willsch auf dem Zimmer. Die Belegung war uns freigestellt. Ich habe mich auch darüber gefreut, dass einige Fans schon gesagt haben ‘schön, dass du hier bist’, vor allem weil ich ja mal beim anderen Verein gespielt habe. Ich freue mich, dass ich mich jetzt in der Dritten Liga und bei einem richtig geilen Verein beweisen darf.”

die Trikotpanne mit seinem Vornamen beim Test-Auftakt in Sendling: “Ich hatte das schon in der Kabine gesehen. Das war nicht so wild. Ich habe eben zwei Vornamen. Meine Eltern sind in Kasachstan geboren, aber ich wurde in Deutschland geboren und sie wollten für mich einen richtig deutschen Namen - und ich denke, das ist ihnen ziemlich gut gelungen. Mittlerweile habe ich mich damit angefreundet – das war nicht immer so. Meine Mutter hat gesagt, der Name bedeutet der leuchtende Krieger. Das gefällt mir. Meine Freunde nennen mich Happy.”

seine vergebene Chance in Fürth: “Damals war ich aber vom Kopf her noch nicht soweit. Ich habe bei den Profis mittrainiert, bei Mike Büskens und Frank Kramer. Ich habe mir zu viele Gedanken gemacht. Ich hatte Angst, Fehler zu machen.”

seinen Ruf: “Ich bin schon einer, der die Motivation braucht. Ich sage es mal so: Wenn ich in dieser Saison nochmal nach Buchbach hätte fahren müssen, wäre das schon eklig geworden. Aber jetzt habe ich mit Daniel Bierofka den besten Trainer, der alles aus mir rauskitzeln kann. Ich brauch Lob, aber man kann mir auch in den Arsch treten. Ich will jetzt in der Dritten Liga ankommen. Mein Ziel ist aber die Zweite Liga.”

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die Vertragsauflösung beim FC Bayern: “Ich habe dort mit Phillipp Steinhart und Nono Koussou zusammengespielt und durfte auch mit den Profis trainieren, auch mit Phillipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Einmal war ich bei ich bei einem Freundschaftsspiel mit den Profis in Duisburg dabei. Ich habe bei Bayern den Vertrag aufgelöst, weil ich keinen Bock mehr hatte, wenn ich in der Früh ins Training gefahren bin. Der Grund? Heiko Vogel hat zwei Spieler aus der A-Jugend hochgezogen - danach bin ich mit ihm nicht mehr warm geworden. Ich war dann ein dreiviertel Jahr vereinslos, ich habe mich bei Ingolstadt II und Eichstätt fitgehalten.”

den bitteren Gang zum Arbeitsamt: “Das war eine schwere Zeit, als ich mich mit meinem Karriereende beschäftigen musste. Vor allem der Gang zum Arbeitsamt in Ingolstadt. Damit habe ich nie gerechnet. Man ist bei den Sacharbeitern nie auf einen Nenner gekommen, mittlerweile sind Fußballer als Künstler, als nicht vermittelbar gelistet. Das war schon eine Art Hallo-Wach-Effekt für mich.”

Meditation in Sri Lanka: “Während der Zeit bei den Bayern bin ich in der Winterpause zwei Wochen nach Sri Lanka geflogen und habe dort in einem Kloster mit Mönchen meditiert. Ich meditiere nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen. Du hockst dich hin und konzentrierst dich auf deinen Atem und siehst, wo gehen meine Gedanken hin. Es geht um Präsenz - das ist auch im Fußball wichtig. Ich bin durchs Meditieren auch demütig geworden. Meine Mitspieler wissen noch nichts davon. Aber das wird bestimmt ein Thema, wenn sie das lesen (lacht).”

den Liga-Auftakt in Lautern: “Das ist unglaublich. Da freue ich mich drauf. Für sowas spielt man Fußball. Was gibt es Geileres?”