VON OLIVER GRISS UND MARTIN ROSE (BONGARTS)

Nein, nicht nur beim TSV 1860 gibt es unterschiedliche Auffassungen von der Zusammenarbeit zwischen Verein und Investor, sondern auch beim HSV. Im Mittelpunkt: Klaus-Michael Kühne. Der Milliardär hat offenbar endgültig die Nase voll vom Bundesliga-Absteiger, bei dem es viele Parallelen zu den Löwen gibt. “Ich werde den Verein nicht weiter fördern, weil mein Wunsch, meine Anteile langfristig aufstocken zu können, nicht respektiert wird”, sagte der steinreiche Unternehmer in einem Interview mit der “Sport Bild”. “Im Augenblick bin ich mal weg und nur noch Fan - das wird sich auch nicht kurzfristig ändern. Dieser Entschluss ist nachhaltig.”

Hintergrund des Rückzugs ist die Weigerung des Clubs, dem Mäzen eine Aufstockung seiner Anteile zu gewähren. Kühne ist zurzeit nach dem HSV e.V. (76,19 Prozent) mit 20,57 Prozent größter Anteilseigner der HSV Fußball AG - eine Erhöhung hatte Clubchef Bernd Hoffmann klar abgelehnt, nachdem man sich zuletzt in Gesprächen schon sehr nahe gekommen sei. “Es gibt eine Sperrklausel von 24,9 Prozent in der Vereinssatzung, und diese sieht Bernd Hoffmann als unumstößliche Barriere an”, sagte Kühne, der seine Beteiligung “um acht bis zehn Prozent, je nach Bedarf” hatte erhöhen wollen. Er glaube, dass Hoffmann die Veränderung eigentlich möchte, so Kühne, “aber panische Angst vor den Mitgliedern hat und befürchtet, dass er mit diesem Antrag scheitern könnte. Er ist schon einmal abgewählt worden, und ich glaube, dass diese Enttäuschung tief in ihm drinsteckt. Dem Risiko, das erneut zu erleben, möchte er sich nicht stellen.”

Sein jahrelanges Engagement (rund 100 Millionen Euro) bilanzierte Kühne als “unglücklich”. “Natürlich ist es schade, dass der jahrelange Ritt auf der Rasierklinge nicht gut ausging. Das setzt für mich in gewisser Weise einen Schlusspunkt. Der Kampf ist jetzt verloren”, sagte Kühne, der auch einen Verkauf seiner Anteile nicht ausschließt: “Ich bin bereit, sie zum von mir bezahlten Einstandspreis abzugeben und diese ohne Gewinn zu veräußern. Ich sehe aber niemanden, das ist Utopie.”