VON OLIVER GRISS

Fredi Heiß ist einer der größten Löwen-Spieler aller Zeiten. Verständlich, dass der heute 77-Jährige mitfiebert, damit 1860 in die Dritte Liga aufsteigt. Das db24-Interview mit dem ehemaligen Nationalspieler vor dem ersten Finale gegen den 1. FC Saarbrücken (17.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker):

dieblaue24: Herr Heiß, wie groß ist Ihre Hoffnung, dass 1860 in den beiden Relegationsspielen Saarbrücken ausschaltet und in die Dritte Liga aufsteigt?

FREDI HEIß: Ich kann Saarbrücken überhaupt nicht einschätzen, aber es sollte für einen Verein wie 1860 das Ziel sein, so hoch wie möglich zu spielen. Das sollte in unserem Verein immer das Ziel sein, auch wenn ich Strömungen spüre, die das vielleicht nicht so sehen. Amateurfußball darf nicht der Anspruch von 1860 sein, wir müssen so schnell als möglich raus aus der Regionalliga. Irgendwann flaut das Interesse ab, davor habe ich Angst. Meine große Hoffnung in der Relegation ist Daniel Bierofka. Ich glaube, er kann der entscheidende Faktor sein, die Mannschaft auf diese zwei Spiele hervorragend einzustellen.

Wo werden Sie sich das erste Finale anschauen?

Ich habe eine Einladung der Hammerlöwen Ingelsberg. Das ist ein Fanclub in der Nähe von Zorneding. Das ist von mir 5 Minuten mit dem Auto. Da bin ich dabei. Ich freue mich auf viele Gespräche mit Löwen-Fans und eine spannende TV-Übertragung.

Der Verein hat noch immer eine unglaubliche Strahlkraft

Sind Sie im Rückspiel im Grünwalder Stadion?

Ja! Ich habe Karten bekommen, aber ich hätte allein 20 gebraucht. 1860 hätte bestimmt 50.000 Karten verkaufen können, aber geht freiwillig zurück ins Grünwalder Stadion. Das muss man nicht verstehen. Man muss nur an dieses Spiel gegen Holstein Kiel denken. Da läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Da waren 60.000 Menschen im Stadion. Der Verein hat noch immer eine unglaubliche Strahlkraft - nur: Man muss auch im Sport dafür was tun, dass diese Leute öfter kommen. In Bierofka habe ich wieder dieses Vertrauen.

Können Sie uns das Phänomen 1860 genauer erklären, warum der Verein diese wahnsinnig treuen Fans hat?

Es liegt natürlich in erster Linie in der Tradition, in der ich glücklicherweise auch ein Teil davon bin. Der Name TSV 1860 ist trotz seiner Viertklassigkeit eine Wucht im deutschen Fußball - und wir sind auch immer noch das Pendant zum FC Bayern. Was ich erstaunlich finde: Der Verein zieht viele junge Leute an. Das freut mich sehr.

1860 braucht immer eine Mannschaft, egal in welcher Liga, die konkurrenzfähig ist. Wenn kein Geld kommt, dann sehe ich schwarz

Daniel Bierofka arbeitet noch immer mit seinem U21-Vertrag bei 1860 - Respekt sieht definitiv anders aus.

Diese Vertragskonstellation überrascht mich auch, vor allem, weil Bierofka der richtige Trainer für diesen Verein ist. Daniel steckt mit seiner Begeisterung alle an. Die Frage ist allerdings: Wie lange hält er den Druck aus? Der Verein muss aufpassen, ihn nicht zu verlieren. Wenn er kein richtiges Budget für die neue Saison bekommt, kann er schneller weg sein, als manche denken können: 1860 braucht immer eine Mannschaft, egal in welcher Liga, die konkurrenzfähig ist. Wenn kein Geld kommt, dann sehe ich schwarz…

Deutliche Töne.

Auch wenn es immer wieder bestritten wird, aber viele wollen bei 1860 gar nicht in den großen Fußball zurück. Es zählt nur das Stadion. Das hört man aus vielen Gesprächen heraus. Ich akzeptiere die Entscheidung der Mitglieder, aber das ist aber nicht mein Weg. Wer Fußball versteht, hätte im Winter die Mannschaft verstärkt. Das ist leider nicht geschehen. Jeder kann sich selbst ein Urteil bilden, warum nichts passiert ist.