VON OLIVER GRISS UND CHRISTOF KOEPSEL (BONGARTS)

Stillschweigen soll in der Aufsichtsratssitzung des TSV 1860 am vergangenen Mittwoch vereinbart worden sein - und dennoch sind gewisse Abläufe aus dem Treffen in der MAN-Zentrale in Allach in der “SZ” aufgetaucht. Wer diese Dinge lanciert hat, darüber darf spekuliert werden. Das Blatt berichtet jedenfalls von einer “unrunden Stimmung”, nachdem ein Vereinsvertreter wissen wollte, ob es nicht eine Farce sei, dass über den eigentlichen Anlass der Sitzung - die Präsentation des Ismaik-Angebots - gar nicht gesprochen wurde. Eine gemeinsame Presseerklärung hatten beide Seiten dennoch hinbekommen, in der der Öffentlichkeit Einigkeit demonstriert wurde. In der von Karl-Christian Bay und Yahya Ismaik unterschriebenen Botschaft heißt es: “Der Aufsichtsrat des TSV München von 1860 hat in seiner Sitzung vom 16.05.2018 richtungsweisende Entscheidungen einstimmig getroffen. Zur Fortführung der Gesellschaft werden beide Gesellschafter ihre Darlehensforderungen bedingungslos stunden. Für die Bereitstellung weitergehender finanzieller Mittel zur Stärkung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit finden zeitnah weitere vertrauensvolle Gespräche zwischen den Gesellschaftern statt, die den sportlichen Erfolg der Zukunft, unabhängig von der Liga, sichern sollen.”

Tatsächlich wurden essentielle Weichenstellungen vorgenommen: Investor Hasan Ismaik stundet verschiedene Darlehen in Höhe von 14 bis 20 Millionen Euro mit sofortiger Wirkung. Der Jordanier hat damit früh wie noch nie seinen Segen vor der Frist am 1. Juli gegeben, was ein entscheidender Fortschritt ist. Gleichzeitig hat auch der Verein als zweiter Gesellschafter offene Summen in Höhe von 600.000 Euro aus dem Servicevertrag gestundet. Außerdem wurden auch die seit Jahren offenen Fragen zur Gemeinnützigkeit final geklärt. Der Fortbestand des e.V. ist damit gesichert - und trotzdem wird weiter negative Stimmung erzeugt? Gibt es möglicherweise Kräfte im Aufsichtsrat der KGaA, die bewusst Dinge lancieren, damit die beiden Gesellschafter nicht zusammenwachsen können? Dem renommierten Wirtschaftsprüfer Karl-Christian Bay aus Lindau dürften diese ständigen Indiskretionen ebenso nicht gefallen wie Thomas Heigl, dem Vorstand der Bayerischen.

Richtig ist, dass die Aufsichtsräte am vergangenen Mittwoch nicht über zusätzliche Gelder für die Fußballfirma gesprochen haben. Nach dieblaue24-Informationen könnte der Grund für das Vertagen des sportlichen Etats ein ehemaliger Löwe sein: Julian Weigl. Der Nationalspieler steht unmittelbar vor einem Wechsel von Borussia Dortmund zu Paris St. Germain - Thomas Tuchel, der neue Trainer der Franzosen, will seinen einstigen Lieblingsschüler unbedingt verpflichten. Das könnte 1860-Investor Hasan Ismaik nicht aus der “Bild”-Zeitung, sondern direkt von der Königsfamilie Katars, dem Inhaber des französischen Meisters, erfahren haben. Man kennt sich seit Jahren.

Als Ablösesumme für Weigl stehen zwischen 35 und 50 Millionen Euro im Raum - was das mit 1860 zu tun hat? Ganz einfach: Der Regionalliga-Meister partizipiert an einem Wechsel seines ehemaligen Kapitäns mit 10 Prozent - heißt: Der TSV 1860 darf sich auf einen Geldregen zwischen 3,5 und 5 Millionen Euro freuen. Wartet Ismaik diesen Transfer ab, um sicher zu gehen, ob zusätzliches Geld von ihm überhaupt dringend benötigt wird?